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katholisch
Kirche in 1Live | 13.03.2024 | floatend Uhr
Der Steh-Schreibtisch
Achtung,
Achtung, hochspannende News: Ich habe einen neuen Tisch. Ja, ok, das ist jetzt
erstmal nicht super aufregend, aber in meinem Büro gibt es seit ein paar Wochen
einen höhenverstellbaren Schreibtisch. Und seit ich den habe, arbeite ich
anders. Klar, ich bin weniger verspannt und ich kann mich auch besser
konzentrieren, wenn ich mal abwechsle zwischen Stehen und Sitzen. Dafür soll so
ein Ding ja auch da sein. Aber ich habe noch was gemerkt: Wenn ich bei der
Arbeit stehe, habe ich manche Sachen wirklich besser im Blick. Ich weiß nicht,
wie das funktioniert, aber ich gucke dann irgendwie klarer auf die Themen und
Aufträge. Und wenn eine Kollegin mit ner komplizierten Frage vorbeikommt oder
ich einen etwas schwierigen Anruf vor mir habe: Im Stehen bin ich erstmal cool
und souverän – mit beiden Füßen fest auf dem Boden und ein bisschen über den
Dingen. Ich merke inzwischen, dass ich auch im Alltag meine Körperhaltung
verändere. Letztens hat mich meine kleine Nichte in der Küche was gefragt, und
ich habe sie automatisch hochgehoben und auf die Arbeitsplatte gesetzt. Und so
haben wir uns dann unterhalten, die Dreijährige und ich: auf Augenhöhe. Ich hab
nicht von oben herab mit ihr gesprochen und sie musste nicht von unten Bitte,
Bitte sagen. Unterbewusst hab ich schon länger gemerkt, dass dieser
Stehschreibtisch was verändert hat bei mir. Und dann ist mir der passende
Spruch aus der Bibel zugeflogen: „Stelle dich auf deine Füße, Menschenkind. So
will ich mit dir reden.“ Ich will das mit dem Stehen nicht überinterpretieren.
Das soll ja auch nicht ableistisch werden, nicht jeder Mensch kann stehen. Aber
die Haltung dahinter, die finde ich schön: Gott denkt uns alle im Stehen:
aufgerichtet, selbstbewusst und auf Augenhöhe.
Ela Kornek, Münster