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Kirche in 1Live | 10.04.2024 | floatend Uhr
Dann müssen wir aufstehen!
Und dann bekommen wir so nebenbei mit, wie die drei Personen im Vierer schräg vor uns ziemlich abfällig über jemanden reden. Und auf einmal fallen so Keywords wie „scheiß Ausländer“ und dann sagt der Älteste von den Dreien auch noch sowas Perverses wie: „Den knüpf ich auf!“ Und dann checken wir erst, dass es um jemanden geht, der mit seiner Freundin direkt daneben sitzt.
Meine Freundin ist sehr schnell und ziemlich fassungslos auf den Beinen, um den jungen Mann, der da beleidigt wurde, zu verteidigen. Er und seine Freundin sprechen nur Englisch und wissen deshalb gar nicht, was abgeht.
In Deutschland soll man halt auch nur Deutsch sprechen, meint dann eine der drei Personen aus dem Vierer.
Dann bin aber auch ich echt wütend geworden und stehe schnell Gesicht an Gesicht mit einem der drei, die das junge Paar beleidigt haben. Kurz denke ich: „Okay, jetzt gibt’s aufs Maul.“
Aber dann wird es ruhiger. Obwohl die drei noch meinten, sie müssten ihr Vaterland schließlich verteidigen. – WTF? Wogegen denn?
Gegen ein friedliches junges Paar?
Relativ bald sind die 3 Personen (ich hätte gern ein anderes Wort benutzt, aber wir sind im Radio) dann ausgestiegen. Und wir sind dann zu dem jungen Paar.
„Das ist Deutschland für mich“, sagt die junge Frau noch. Und das sitzt.
Ich will nicht, dass das Deutschland ist. Und deshalb bin ich, sind wir, aufgestanden.
Und das ist so wichtig. Wenn diese Dinge passieren, dann dürfen wir nicht weghören oder die Kopfhörer lauter drehen. Dann müssen wir aufstehen.
Simon Deregowski, Köln.
