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Kirche in 1Live | 24.04.2024 | floatend Uhr
Engel
Zumindest die aus Porzellan und so.
Aber es hat auch mal einen echten Engel in meinem Leben gegeben. Das war vielleicht nur für einen Moment, aber der war wichtig.
Damals war ich in Australien. Auf eigene Faust mit dem Rucksack. Bei den Onlinetickets für den Bus hatte mir Michael geholfen. Er hat mir auch eine Visitenkarte in die Hand gedrückt. Und seine private Handynummer draufgekritzelt. Nicht als Anmache, sondern eher so aus Sorge. „Egal, was und wo und zu welcher Zeit, wenn Du nicht mehr weiter weißt, schreib mir oder du rufst mich an; auf keinen Fall einfach so trampen, okay?“
An einem Abend war mein Bus-Terminal gesperrt. Da war so ein Rugbyspiel und deshalb richtig Chaos: überall grölende Fans, viele Betrunkene. Keiner konnte mir helfen. Ehrlich, ich hatte Schiss.
Da hab ich mich an Michael erinnert und an seine Nummer. Es war schon spät, kurz vor Mitternacht. Ich hab trotzdem angerufen. Schreiben bringt da ja nix. Michael hat sich tatsächlich an mich erinnert und seine App gecheckt. Der Terminal war kurzfristig verlegt worden. Er konnte mir erklären, wie ich dahin komme.
Manchmal denke ich an Michael, wenn ich nicht mehr weiter weiß. Wie cool, dass er im richtigen Moment für mich da war. Ich traue mich seitdem mehr, ein Angebot wirklich ernst zu nehmen. Denn die Engel, die ich mag, sind eben nicht aus Porzellan, sondern erreichbar, wenn ich sie brauch.
Christiane Mussinghoff, Coesfeld
