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Kirche in WDR 2 | 29.03.2014 | 05:55 Uhr

Lydia – eine starke Frau

Ich möchte Ihnen von einer ungewöhnlich toughen Frau erzählen. Einer Frau, die schon selbstständige Unternehmerin war, als man diesen Ausdruck noch gar nicht kannte. Und von einer Frau, die sich offen zum Glauben bekannte, obwohl genau das zu jener Zeit gesellschaftlich nicht gerade besonders – sagen wir - angesagt war.

Sie hieß Lydia und lebte vor Jahrhunderten im heutigen Griechenland. Wir schreiben das Jahr 50 unserer Zeitrechnung, als die ersten christlichen Apostel die Grenze zu dem überschritten, was man heute Europa nennt. Sie waren zu dritt. Paulus, Timotheus und Silas. Ihr erstes Ziel war das damalige Philippi. Philippi – Du meine Güte, was für eine Stadt, hektisch, geschäftig, multikulturell. Handelstechnisch günstig gelegen und deshalb ein wichtiges wirtschaftliches Zentrum, war Philippi damals der reinste Jahrmarkt der Weltanschauungen, religiös gesehen so eine Art Selbstbedienungsladen. Frei nach dem Motto: Jedem seinen eigenen Gott und jedem Gott seinen eigenen Tempel. Unsere drei Apostel wären in diesem Tohuwabohu, in diesem aufgeregten Durcheinander wohl ziemlich unbeachtet geblieben. Bis ihnen jemand den Tipp gegeben haben muss, am Samstag vor die Tore der Stadt zu gehen, an den Fluß, da sei eine Synagoge oder etwas in der Art. Und wen trafen sie dort? Sie ahnen es schon. Eine Gruppe von Frauen.

An dieser Stelle der Geschichte darf man sich fragen: Wo um Himmels Willen waren die Männer? Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder es war in dieser Stadt nicht angesagt, ja geradezu gesellschaftlicher Selbstmord, sich zu einem Glauben zu bekennen, der so ganz anders war, als der multikulti-alles-ist-möglichundnichts-wirklich-wichtige Mainstream. Oder die Männer interessierten sich einfach nicht für Religion, Kirche und so etwas. Warum auch? Was soll das bringen? Bei manchen Männern – auch heute noch – habe ich das Gefühl, sie brauchen gar keine Religion. Sie glauben vor allem an sich selbst. Wozu an einen Gott glauben, wenn man alles selber machen kann. In den Augen dieser Macher ist Religion etwas für Verlierer. Hat Religion etwas mit Schwäche zu tun?

Da hätten Sie Lydia kennen lernen sollen: Sie war keine schwache Frau, sie war keine Verliererin, Lydia war extrem tough und extrem erfolgreich. „Lydia“ war eigentlich gar nicht ihr richtiger Name, man nannte sie so, weil sie aus Lydien stammte. Und es hörte sich fast an wie ein Ehrentitel. Es wurde mit Respekt ausgesprochen. Zu Recht. Lydia hatte einen eigenen Betrieb, sie leitete eine Färberei und handelte mit gefärbten Stoffen. Das war gnadenlos harte Arbeit und die Konkurrenz war groß. Aber Lydia hatte ihren Laden im Griff und hatte sich etwas aufgebaut an diesem Standort.

Als sie den Aposteln damals am Fluss vor den Toren der Stadt begegnete, machte sie es wie in ihrem Alltag auch: Sie hörte aufmerksam zu, prüfte und entschied dann. Sie war es gewohnt Entscheidungen zu treffen. Und Verantwortung zu übernehmen.

Sie entschied sich für die Apostel oder sagen wir für ihre Sache, die Sache Jesu. Sie ließ sich auf der Stelle taufen.

Sie war so gänzlich anders als jene Dame (ich weiß gar nicht mehr wie die hieß), die den Aposteln an den folgenden Tagen immer hinterherlief und sie wie Götter anhimmelte, bis Paulus so genervt war und aus der Haut fuhr und ihr den Mund verbat – was er unter uns gesagt, besser nicht getan hätte, denn das brachte ihnen später jede Menge Scherereien ein, aber das ist eine andere Geschichte. Ich wollte nur sagen, Lydia war anders. In einer von Männern dominierten (Geschäfts-)Welt behauptete sie ihren Platz. Und traf eigenständige Entscheidungen. Sie entschied sich für den Glauben. Es war sicher nicht zu ihrem gesellschaftlichen Vorteil, zu jener Zeit an diesem Ort sich zum christlichen Glauben zu bekennen. Aber das interessierte sie nicht. Sie handelte völlig ohne Berechnung.

Manche malen von ihr ein Bild wie diese stolze Frau an jenem Samstag vor vielen Jahren vor den Toren der Stadt am seichten Ufer des Flusses auf die Knie fiel und sich taufen ließ. Ich möchte sie nicht so sehen: In meiner Vorstellung stand sie aufrecht im reißenden Strom. Und sagte: Ja. Ja zu GOTT.

Und so wurde eine Frau der erste Christ, pardon: die erste Christin in der Geschichte Europas.

Copyright Vorschaubild: freya schmidt CC BY 2.0 (flickr)

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