Beiträge auf: wdr2
Kirche in WDR 2 | 20.05.2014 | 05:55 Uhr
Gott in der Nudelschlange
Stand ich doch kürzlich beim Italiener in der Nudelschlange und hatte eine Begegnung mit Gott. Also eher mit einem Zitat über ihn. Das stand da neben allerlei anderen Sinnsprüchen auf der bunten Tafel und es sprang mich an, weil es auch was mit mir zu tun hatte. Auf der Tafel über dem Nudelkoch las ich: „Wenn Gott den Menschen wirklich nach seinem Abbild geschaffen hat, dann muss er jetzt tief enttäuscht sein“
Klar: Der Mensch macht Fehler. Immer wieder. Dennoch halte ich dagegen: Ich glaube nicht, dass Gott von uns enttäuscht ist.
Denn jeder Enttäuschung geht erstmal eine Täuschung voraus. Das Gott sich täuscht – immer wieder, in jedem Menschen zu allen Zeiten – das ist für mich schwer vorstellbar. Ich denke, er kennt uns dafür zu gut. Und er weiß, dass wir nicht perfekt sind – weil wir freie Menschen sind. Perfekt sind Maschinen, Menschen nicht. Und das ist gut so.
Gott ist ein geduldiger Optimist. Das finde ich sogar in der Bibel.
Vor ein paar Jahren fiel mir ein Text von Peter Reid in die Hände, in dem er über die Unperfekten in der Bibel geschrieben hat. Dort heißt es:
Jakob war ein Lügner…
Josef war ganz schön stolz…
Josua hatte Angst…
Simson war ein Frauenheld…
David hatte eine Affäre…
Jona lief vor Gott weg…
Petrus verleugnete Christus…
Die Jünger schliefen beim Beten ein…
Marta machte sich immer Sorgen…
Die samaritische Frau war geschieden… mehr als einmal…
Und Lazarus war tot!
Und dennoch: Gott hat Geschichte mit ihnen geschrieben. Und ich glaube, er schreibt sie weiter. Mit jedem von uns.
