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Erinnerungen sind wie Beton - es kommt darauf an was man damit macht

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Kirche in WDR 2 | 25.07.2014 | 05:55 Uhr

Erinnerungen sind wie Beton - es kommt darauf an was man damit macht

Ich schlendere durch die Regalreihen eines Supermarktes und suche die Zutaten für mein nächstes Mittagessen, da brummt es in meiner Tasche. Mein Handy meldet sich. Ich krame es hervor und entdecke die SMS von einer unbekannten Nummer. Es ist ein alter Freund zu dem ich über 20 Jahre keinen Kontakt mehr hatte.

Die Kurznachricht ist der Beginn eines regen SMS-Wechsels, der mit einer Einladung auf einen Kaffee endet. Soll ich hingehen? Was soll es bringen einen Menschen zu treffen, der seit Jahrzehnten nicht mehr zu meinem Leben gehört? Das Kapitel ist abgeschlossen. Ich käme doch auch nicht auf die Idee, in einem Buch noch mal das fünfte Kapitel zu lesen, wenn ich gerade im Kapitel 13 stecke.

Ich vermeide auch den Besuch von Klassentreffen und Tagebücher, die voll sind, entsorge ich im Altpapier. Ich weiß, es gib viele Menschen, die mit ihren Erinnerungen anders umgehen. Viele lieben es, in der Vergangenheit zu schwelgen. Der Umgang mit dem Zurückliegenden ist individuell, aber die Erinnerungen selbst sind für uns alle lebensbestimmend. Der englische Philosoph John Locke (1632-1704) vertrat die Ansicht: „Du bist, woran du dich erinnerst“.

Er sah uns Menschen als eine unbeschriebene Tafel, auf die das Leben nach und nach seine Schriftzeichen eingraviert. Die vielen Erinnerungen, ob traurig oder beglückend, bilden zusammen das große Tafelbild: unsere Identität!

„Erinnerungen sind wie Beton, es kommt darauf an, was man daraus macht“, las ich in einem Artikel. Der Gedanke, dass unsere Erinnerungen quasi unbehandelter Baustoff sind, aus dem wir etwas Neues bauen und formen können, gefällt mir. Die biblischen Handlungsmaxime „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt zum Reich Gottes“ oder „lasst die Toten die Toten begraben“ sind aus heutiger Sicht wenig hilfreich. Auch nicht die Geschichte von Lots Frau. Sie lebte mit ihrer Familie in Sodom, wo es drunter und drüber ging. Viel Gewalt, Vergewaltigung, Missbrauch. Ein Ort der Angst und des Schreckens. Als Sie mit ihrer Familie Sodom verlässt, heißt es: Du darfst nicht zurückblicken. Ansonsten erstarrst du zu einer Salzsäule. Und was tut sie? Genau! Sie dreht sich um und es passiert, wie angedroht. Sie sollte nicht zurückschauen, auf das, was ihr und ihren Töchtern passiert ist. Sich nicht des Vergangenen erinnern. Heute wissen wir aus der Trauma-Forschung, dass der starre Blick nach vorne allein keinen Neuanfang möglich macht. Wir müssen uns mit den Monstern unserer Vergangenheit auseinandersetzen, um etwas Neues auf die Beine stellen zu können.

Aber nach der Auseinandersetzung mit dem Gewesenen können wir überirdische Hilfe fürs Weitergehen bekommen. Gott hat einen befreienden Umgang mit unserer Vergangenheit. Er nagelt uns nicht auf unsere Vergangenheit fest, er ermöglicht uns immer wieder einen Neuanfang, glaubt an uns, vertraut darauf, dass wir es in seinem Sinne schaffen. Immer wieder.

Ich habe mich übrigens mit diesem alten Freund getroffen, gegen meine sonstigen Gepflogenheiten. Es war eine interessante, unterhaltsame Stunde, aber danach ist der Kontakt wieder eingeschlafen. Wir hatten nur Interesse an dem Bild, was wir in der Erinnerung abgespeichert hatten, aber nicht an dem Menschen, der wir in den zwei Jahrzehnten geworden waren.

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