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Kirche in WDR 2 | 26.07.2014 | 05:55 Uhr

Humanitäres Kribbeln

Das war ganz übel. Pervers. Einfach unglaublich. Mir war schon schlecht als ich reinkam. Wie das aussah?!“ Diese Wortfetzen schnappte ich von Mitreisenden im Zug auf. Was hatten die Beiden wohl gesehen? Einen Wohnungslosen, - wie sich herausstellte. Sie saßen zuvor in einem Abteil, in dem ein Mann mit ungepflegtem Äußeren nach Leergut gesucht hatte. Der Geruch des Mannes und sein Aussehen hatte sie angeblich so angeekelt, dass ihnen schlecht geworden war und sie das Abteil wechseln mussten.

Die Reaktion des Paares im Zug erinnerte mich an Petras Erlebnis. Petra eine fünfzigjährige, alkoholkranke Frau, die sich mit Hartz IV durchs Leben kämpft, war schwer gestürzt. Nachdem die Röntgenuntersuchung im Krankenhaus, keinen Befund ergeben hatte, wurde sie vom Pflegepersonal gegen 23 Uhr in den zugigen Empfangsbereich der Klinik geschoben und dort sich selbst überlassen.

Petra hatte starke Schmerzen und konnte sich nicht alleine bewegen. Ihre Bitte an Menschen im Empfangsbereich ihr zu helfen, ihr Wimmern, ihre Schmerzen, ihr Frieren – alles wurde ignoriert. Bis in den frühen Morgenstunden musste sie hilflos in dem Rollstuhl ausharren. Drei Wochen später bekam sie starke Schmerzen im Bein.

In einem anderen Krankenhaus wurde ein kaum verheilter Beckenbruch diagnostiziert, den die Ärzte im ersten Krankenhaus übersehen hatten. Petra ist sich sicher: Wenn sie eine gepflegte Privatpatientin gewesen wäre, hätte sie weder die Schmerzen, die Hilflosigkeit noch die entwürdigende Behandlung aushalten müssen. Was macht es uns so schwer, Menschen, denen es eindeutig dreckig geht, zu helfen?

Ein Grund ist die empathische Scham, wissen die Psychologen. Scham ist ein heftiges Gefühl. Wir sind kurzzeitig verwirrt, verunsichert und fühlen uns hilflos.

Außerdem wollen wir an eine gerechte Welt glauben, in der jeder bekommt, was er verdient. Dies zu glauben ist auch für uns persönlich wichtig.

Wir denken: Wir werden nie in so eine Situation geraten, weil wir es nicht verdient haben. Damit wir unseren Glauben an eine gerechte Welt aufrechterhalten können, reagieren wir mit innerer Abwehr. Ein Mensch der bettelt wird ignoriert - soziale Einrichtungen für Randgruppen werden, in die Außenbezirke abgeschoben.

Wie unser Umgang mit hilfebedürftigen Menschen aussehen sollte, hat Jesus überirdisch gut vorgemacht. Für ihn gab es kein Wegsehen, egal ob es sich um Krankheiten, Armut, Fehlverhalten oder den Tod handelte. Er überwand seine Angst, seine Scham, seinen Ekel, um den Menschen zu helfen. Ein weltveränderndes Vorbild. Es geht auch kleiner, aber nicht weniger überzeugend.

Verdrängen wir bei der nächsten Begegnung mit einem Menschen in Not nicht, dass wir auch einmal in eine Situation geraten können, in der wir auf die Hilfe anderer angewiesen sind. Nicht weil wir wohnungslos geworden sind oder politisch verfolgt und auf der Flucht, sondern, weil wir einen Schlaganfall bekommen, arbeitslos werden oder einfach nur alt und hilfsbedürftig. Dem Anderen zu helfen nimmt uns – ganz nebenbei - ein großes Stück Angst vor dem Krank- oder Angewiesensein.

Denken wir bei unserem nächsten Gang durch die Fußgängerzone an uns selbst – daran wie wir behandelt werden möchten und geben wir unserem humanitären Kribbeln nach. Unsere Hilfe schafft noch keinen Himmel auf Erden, aber wir können den Alltag für andere erträglicher machen, einem bettelnden Menschen mit Blicken, Worten und Taten den Tag oder sogar den Monat retten.

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