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Hörmal | 27.07.2014 | 07:45 Uhr

Schnäppchenjagd

Schnäppchenjäger aufgepasst: Morgen beginnt wieder der Sommerschlussverkauf! Zwar sind die Zeiten vorbei, als es heftige Rangeleien an den Wühltischen gab, denn vor genau 10 Jahren wurde der streng reglementierte Saisonbeginn aufgehoben. Aber der Reiz solcher Aktionen ist nach wie vor da und auch der Verkaufseffekt. Und so gilt der letzte Montag im Juli als der klassische Beginn dieser außerordentlichen Verkaufsstrategie, auch wenn einige Geschäfte schon seit Wochen mit Billigangeboten locken: Lager sollen geräumt werden für die Herbst- und Wintermode, und natürlich sollen am Ende auch die Umsätze in den Branchen stimmen.

Müßig die Frage, ob die gekaufte Ware wirklich immer gebraucht wird. Für einige Schnäppchenjäger zählt allein die Eroberung und nicht so sehr der wirkliche Nutzen.

Traurig dagegen ist die Wirklichkeit, dass immer mehr Menschen auf solche Billigangebote angewiesen sind. Sie müssen jeden Euro umdrehen, um sich und ihre Familie einzukleiden.

Die Verbraucherzentralen warnen übrigens, in jedem Fall genau hinzuschauen, denn nicht immer ist die angebotene Ware wirklich reduziert. Und billig kann manchmal ganz schön teuer sein, wenn die Qualität der Ware nicht stimmt. Manchmal endet die Schnäppchenjagd dann mit einer großen Enttäuschung.

Optimal läuft es natürlich dann, wenn Schnäppchenjäger beste Qualität zum günstigsten Preis erwischen. Aber um das zu erreichen, muss man suchen, Preise vergleichen und natürlich auch ein bisschen Glück haben. Daher scheuen echte Schnäppchenjäger keinen Einsatz. Sie sind zielstrebig und findig. Und sie freuen sich natürlich, wenn ihre Zielstrebigkeit belohnt wird. Mir persönlich geht das jedenfalls so: Ich habe richtig Spaß, wenn ich so ein echtes Schnäppchen mache, auch wenn ich jetzt zum Sommerschlussverkauf nicht an die Wühltische gehe.

Natürlich kann man mir und so manchem Schnäppchenjäger vorwerfen, geizig zu sein. Das ist richtig, wenn diese Jagd zum alles beherrschenden Thema wird.

Aber ich meine, Schnäppchenjäger haben auch ihre Qualitäten: Ihre Zielstrebigkeit bei der Suche und ihre Bereitschaft, einiges auf sich zu nehmen für ihre Jagd nach den billigsten und besten Produkten. Sie nehmen sogar das Risiko auf sich, dass das Schnäppchen sich nachher als Enttäuschung erweist – und der Umtausch ausgeschlossen ist. Gleich morgen stehen ja viele Schnäppchenjäger schon sehr früh vor den verschlossenen Kaufhaustüren und warten, um dann als erste ihr Schnäppchen machen zu können.

Das nenne ich Einsatz! Klar – Risiko hin oder her – es geht dabei um den eigenen Vorteil, um persönliches Gewinnstreben und auch um das Erlebnis, einfach dabei zu sein.

Aber wie wäre es – so frage ich mich –, wenn solche Strategien der Suche und der Zielstrebigkeit auch einmal für andere Ziele angewandt würden? Ganz nach dem Motto: Es muss doch noch etwas mehr geben, als das Schnäppchen hier und den Vorteil da. Mystiker, nicht nur der christlichen Religion, haben die Suche nach diesem Mehr auch als die Sehnsucht nach dem ganz Anderen genannt. Der Prophet Jesaja aus dem Alten Testament hat es einmal so formuliert: „Sucht den Herrn, solange er sich finden lässt, ruft ihn an, solange er nahe ist“ (Jes 55,6).

Ebenso wie die Schnäppchenjäger wissen auch die Gottsucher: Es gibt besondere Zeiten und Gelegenheiten – und die wollen genutzt sein. Und – da bin ich mir sicher – das Ziel dieser Suche ist gewiss keine Enttäuschung.