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Hörmal | 03.08.2014 | 07:45 Uhr
Kongo - Mit den Vögeln singen lernen
Autorin: Ein guter Job, Leben in Frieden, ein schönes Haus - davon träumen viele. Es ist nichts, was man eben mal so wieder aufgibt. Doch der promovierte Pfarrer Kakule Molo aus der Demokratischen Republik Kongo hat genau das getan: Zwölf Jahre lang war er Referent der Vereinten Evangelischen Mission in Wuppertal, zuständig für Afrika. Dann ist er in seine Heimat zurückgekehrt, ausgerechnet nach Goma, wo seit 30 Jahren Bürgerkrieg herrscht.
O-Ton: Es passiert sehr häufig, dass jemand entführt wird. Du kannst dir vorstellen, wenn sie mich festnehmen als Kirchenpräsidenten, und sicherlich wissen sie, dass wir auch Kontakte zu Europa haben, dann meinen sie: Ja, das ist eine gute Gelegenheit so viel Geld wie möglich zu verlangen.
Autorin: Trotz Krieg und Gefahr hat Kakule Molo Deutschland 2005 verlassen. Auch wenn er wie jetzt gerne wieder zu Besuch kommt. Aber er wollte etwas vom eigenen Reichtum zurückgeben: Bildung, Erfahrung und den Glauben daran, dass Gott den Menschen auch im Leid nicht fern ist, im Gegenteil.
O-Ton: Im Kongo habe ich noch mal eine neue Dimension von Gott (kennen) gelernt. Dass ich seine Gegenwart entdecke, mehr entdecke, wenn ich in Schwierigkeiten bin.
Autorin: Auf den Touren über Land etwa, wenn er als Kirchenleiter mit dem Geländewagen auf schlammigen, unsicheren Straßen unterwegs ist. Denn die Baptistische Kirche mit rund 400.000 Mitgliedern erstreckt sich über weite Gebiete im Ost-Kongo. Darunter viele Dörfer, wo Rebellen plündern, morden und vergewaltigen. Zu seinem Schutz vertraut der 61-jährige Pfarrer lieber auf Gebete statt bewaffnete Begleiter mitzunehmen:
O-Ton: Nein, das mache ich nicht. Ich denke, es wäre sogar vielleicht gefährlicher, wenn man sich begleiten lässt.
Autorin: Die Logik ist schlicht: Wer einen Wachmann bezahlen kann, muss ein lohnendes Opfer sein. Also lässt man es lieber. - Was für ein Leben, verglichen mit dem in Deutschland! Es war nicht einfach für Molo und seine Frau im Kongo wieder heimisch zu werden: kein fließendes Wasser im Haus, oft kein Strom, und nachts immer wieder Schüsse. Anfangs konnten sie kaum schlafen.
O-Ton: Aber neben unserem Schlafzimmer ist ein Baum und da kommen Vögel in der Nacht. Um fünf Uhr früh beginnen sie zu singen. Und jedes Mal als ich (das Singen) der Vögel hörte, das war ein Anlass für mich Gott zu danken und zu singen und zu sagen: Oh, Gott hat uns einen neuen Tag geschenkt
Autorin: Ein kleines Lied wie dieses etwa, das Kakule Molo mal eben singt, in Kisuaheli: „Herr sende mich, ich bin da für dich.“
O-Ton: Lied
Autorin: „Singt dem Herrn alle Länder der Erde! Verkündet sein Heil von Tag zu Tag“, heißt es im biblischen Monatsspruch zum August. Für Christen im Kongo ist singen und beten eine Kraftquelle angesichts von Schmerz und Gefahr - nicht nur in guten Tagen. Auch wenn es Tage gibt, an denen er nicht singen kann, wie Kakule Molo einräumt. Seine Rückkehr sieht er als Berufung und er ist froh, dass er ihr gefolgt ist.
O-Ton: Ich sage mir immer, dass Gott wird nie Engel vom Himmel runterschicken, um den Wiederaufbau unseres Landes zu machen. Und ich dachte, okay dann muss ich hingehen, und einer von denen (sein), die dann Gott braucht für diese Arbeit, und das hat mich dazu geführt, dass ich dann in den Kongo zurück gehen soll