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Kirche in WDR 2 | 31.07.2014 | 05:55 Uhr

Libori, ein Franzose, der in Paderborn Karriere machte

Libori, ein Franzose, der in Paderborn Karriere machte

Fragte man in Deutschland nach dem bedeutendsten Volksfest, würde sicher die Mehrheit antworten: Das Oktoberfest in München. Und tatsächlich ist es das größte Volksfest der Welt. Das sei den Münchnern gegönnt, aber das älteste Volksfest ist es nicht.

Als in München noch die Hasen über die Wiesen hoppelten, weil es die Stadt noch gar nicht gab, da wurde in Paderborn schon Libori gefeiert. Bedeutend wegen seiner uralten Tradition – und nicht nur deswegen – ist das Libori-Fest in Paderborn. Es reicht bis in das 9. Jahrhundert zurück. Bis in die Zeit, als die Sachsenstämme zum Christentum kamen.

Und dass bis heute Libori gefeiert wird, hat etwas mit einem handfesten Problem zu tun. Dazu muss ich etwas kurz erklären: In jeder Kirche steht bis heute ein Altar. Und in jeder katholischen Kirche steckt auch bis heute in jedem Altar ein Knochenstück von einem Heiligen, eine Reliquie. Manchmal sind es ganze Gräber, auf denen der Altar steht und das ist auch der ursprüngliche Gedanke dahinter. Wie man ein Haus nicht auf Sand bauen sollte, so sollte ein Altar auf einem festen Grund stehen. Und in Glaubensfragen galt nichts standfester als ein vorbildlicher Heiliger.

Zurück zu Paderborn und den Sachsen: Wo es vor Beginn der Missionierung keine Heiligen gegeben hat, bei der Missionierung also keine Reliquien zur Verfügung standen, musste man sich welche verschaffen. So kam es zu zahlreichen Reliquienübertragungen aus schon lange christianisierten Gegenden in die Missionsländer.

Nahezu beispiellos ist aber die Übertragung der Reliquien des heiligen Liborius im Jahr 836 nach Paderborn. Der stammte nämlich aus Le Mans, heute Frankreich, damals Provinz Gallien. Bindeglied zwischen Le Mans und Paderborn ist der Kaiser, zu jener Zeit Ludwig der Fromme, Sohn und Nachfolger Kaiser Karls des Großen, der die Sachsen – nicht immer mit heute akzeptierten Methoden – missioniert hatte. Ein Sachse mit Namen Aldrich war damals Bischof von Le Mans und zugleich Beichtvater Ludwigs des Frommen. Und so fügte sich eins zum anderen.

Der heilige Liborius war knapp 400 Jahre zuvor schon Bischof in Le Mans gewesen. Von ihm sind keine herausragenden Taten überliefert, wohl aber das Wissen darum, dass er ein frommer, kenntnisreicher und wohltätiger Bischof gewesen sein muss, der viele Kirchen gebaut und Wunder gewirkt hatte. Berichtet wird auch, Liborius sei ein Freund des Bischofs Martin von Tours gewesen, der ihm in der Sterbestunde beigestanden habe.

Verbunden war die Reliquienübertragung nach Paderborn mit der feierlichen Besieglung einer „fraternitas caritatis perpetua“, einer „ewige Liebesbruderschaft“, zwischen Le Mans und Paderborn. Solche Städtebündnisse gab es öfter und sind heute als Städtepartnerschaften ja fast überall verbreitet. Einmalig ist, dass es damals schon zu einer Verbrüderung zwischen so weit auseinander lebenden Städten kam und mindestens genauso einmalig ist der Umstand, dass eine Verbrüderung vom 9. Jahrhundert bis in die Gegenwart fortbesteht.

Dass zu den jährlichen religiösen Gedächtnisfeiern in Paderborn ein weltlicher Jahrmarkt entstand, der gegenwärtig gegen Juli-Ende knapp 2 Millionen Menschen anzieht, ist zwar kein Wunder, für Paderborn aber wunderbar. Vielleicht ist das Libori-Fest nicht das älteste Volksfest der Welt, aber keine Stadt feiert seit so vielen Jahrhunderten schon eine deutsch-französische Freundschaft.

Die Übertragung der Reliquien des heiligen Liborius steht ganz am Anfang eines langsam zusammenwachsenden Europas. Und da macht es gar nichts, dass Liborius nach den Regeln der heutigen Geschichtsschreibung noch gar kein Franzose, sondern ein Gallier war. Alle Asterix-Verehrer wissen ja, dass diese Gallier Ur-Franzosen sind. In diesem Sinne: „Vive la France!“, „lang lebe das Libori-Fest!“ und: fahren Sie doch mal hin!

(Copyright Vorschaubild: wikimedia org.)

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