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Kirche in WDR 2 | 25.10.2014 | 05:55 Uhr
Jubel statt Verzweifelung
Jubel statt Verzweifelung
Mann, Du bist schmal – Was? – Geht’s dir wieder besser? – Ja, Ja du die Ärzte haben nur ein Jahr und ungefähr 1000 Untersuchungen gebraucht, um festzustellen, dass ich nichts hatte.
Hannes gehört zu einer Clique junger Leute, die zu einer mehrtägigen Fahrradreise aufbrechen. Erst gibt Hannes noch vor, als wäre mit ihm alles in Ordnung – aber dann ...:
Ich hab ALS – Was? ... – Ist das die Scheiße, an der dein Vater gestorben ist? – Ja. Lebenserwartung drei bis fünf Jahre, unheilbar. ... Seit einem halben Jahr geht es bergab.
Hannes ist die Hauptfigur des Films „Hin und Weg“, der seit Donnerstag im Kino läuft. Er hat ALS, diese zerstörerische Nervenerkrankung, die vor ein paar Wochen bei der „Ice Bucket Challenge“ bekannt wurde – Sie erinnern sich vermutlich. Und dieser todkranke Hannes will die ihm verbleibende Zeit nutzen:
Ich wollte einfach ein letztes Mal mit meinen Freunden abhängen und nicht die ganze Zeit an diese Scheiß-Krankheit denken.
Die Freunde müssen erst schlucken, klar. - Aber dann spielen sie mit:
Wir hauen noch mal richtig auf die Kacke, das versprech’ ich dir. – Auf die Tour.
Die Clique macht’s richtig, meine ich. Sie tut alles dafür, dass der Todgeweihte eine gute Zeit hat. Er bleibt mit seinem Schicksal nicht allein. Die Freunde sind da. Sie reisen zusammen, feiern, toben, tollen, scherzen und lachen. Sie bemitleiden Hannes nicht – dessen Lage traurig genug ist und der ja weiß, dass es bald zu Ende geht. Sie geben Hannes auf der letzten Reise Mut und Halt.
Ich finde wunderbar, was der Prophet Jesaja schon im Alten Testament sagt: „Ich bin gesandt, um Freudenöl statt Trauergewand zu bringen und Jubel statt Verzweiflung“ (vgl. Jesaja 61,1-3). - Die Erfahrung, im Leid mitgetragen und nicht bemitleidet zu werden, hilft auch im Film: Hannes kann seinen Weg annehmen.
Als wir da so vor saßen, alle zusammen, da war es plötzlich okay – zum ersten Mal.
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