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Hörmal | 16.11.2014 | 07:45 Uhr

Toleranz

Seit fast 30 Jahren lebe ich im Kloster in Duisburg. Damit gehöre ich in unserer Gemeinschaft zur mittleren Generation. Zum Glück haben wir immer wieder neue Eintritte, das ist heutzutage nicht selbstverständlich. Viele, die ins Kloster eintreten wollen, sagen, dass sie ein Leben in Gemeinschaft suchen. Das ist für sie ein sehr wichtiges Motiv. Aber um Gemeinschaft zu verwirklichen, braucht es vor allem eines: Toleranz.

Klingt ganz einfach und vernünftig – ist aber tatsächlich ein langer und manchmal auch schmerzhafter Lernprozess.

Die Novizen, also die neu eingetretenen Mitbrüder im Kloster, sind in der Regel immer voller Ideale und Erwartungen, was die Gemeinschaft angeht: Gemeinsames Gebet, gemeinsame Mahlzeiten, aber vor allem soll die Gemeinschaft ein Ort sein der Geborgenheit, wo man sich fallen lassen kann. So ähnlich wie die Familiengemeinschaft, die sie daheim kennen gelernt haben.

Oft kommen schon nach einigen Monaten im Kloster Ernüchterungen auf oder auch Ent-täuschungen – im wahrsten Sinn des Wortes: Es zeigt sich, dass die Klostergemeinschaft gar nicht so einheitlich ist, sondern aus individuellen Persönlichkeiten besteht mit unterschiedlichen Interessen und Vorstellungen, was die Lebensgestaltung angeht. Obwohl man in einem Haus zusammenwohnt, muss man doch auch Einsamkeit aushalten. Und eine Geborgenheit, wie man sie vielleicht aus der eignen Familie kennt, die gibt es so nicht, vielmehr fallen einem die Macken und Fehler der anderen immer mehr auf.

Natürlich gibt es aber auch ein Ideal von Gemeinschaft in einem Kloster und das wird uns Mitbrüdern sogar regelmäßig vorgetragen: Es steht in der Klosterregel. Da heißt es dann: Man solle das Gemeinsame über das Eigene stellen. Und weiter: Das erste Ziel des Klosterlebens ist: Ein Herz und eine Seele zu sein auf Gott hin.

Aber es gibt kein ideales Klosterleben. Der Alltag ist oft anders, als die Klosterregel es beschreibt.

Der Enttäuschung, dass diese Ideale so nicht in der eigenen Gemeinschaft verwirklicht werden, folgt im weiteren Klosterleben dann eine zweite wichtige Einsicht: Nicht nur die anderen der Gemeinschaft bleiben hinter den Idealen zurück, sondern man selbst bleibt es auch. Das hohe Ideal der Gemeinschaft – im Alltag ist es oft verschleiert.

Und genau in dieser Alltagserfahrung spielt die Toleranz eine sehr wichtige Rolle: Toleranz gegenüber anderen und gegenüber sich selbst. Ich meine nicht eine Toleranz der Gleichgültigkeit und Beliebigkeit, ganz nach dem Motto: Es kommt nicht so genau. Und: Muss doch sowieso jeder selber für sich wissen.

Ich meine vielmehr eine Toleranz, bei der es darum geht, um das Ideal zu wissen und es nicht aufzugeben, dabei aber auch die Wirklichkeit zu sehen, die oft nicht dem Ideal entspricht, und schließlich die Differenz zwischen beidem zu ertragen und zu erdulden. Tolerare – daher kommt das Wort Toleranz – meint ja dulden und sogar leiden. Das heißt, ich leide sogar an der Unvollkommenheit, der eigenen, wie an derjenigen der anderen. Ich muss geduldig ertragen, dass ich und die anderen bei aller Anstrengung und Mühe den eigenen Idealen nie ganz entsprechen werden. Aber solche Toleranz einzuüben braucht Zeit, übrigens nicht nur im Kloster.

Copyright Vorschaubild: Abtei Hamborn

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