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Kirche in WDR 2 | 27.01.2015 | 05:55 Uhr

Nach Auschwitz…nur Stammeln

Heute vor 70 Jahren haben russische Soldaten das KZ Auschwitz befreit. Ekel und Abscheu überfallen mich, wenn ich Augenzeugenberichte lese und die Bilder aus dem Lager sehe: von den Gaskammern, den Krematorien, von den rund 7.000 Überlebenden, die zusammengepfercht in den Baracken dahinvegetierten.

Was die Deutschen in dieser Tötungsfabrik anstellten, übersteigt nicht nur meine Vorstellungskraft. In Auschwitz wurden fast so viele Menschen abgeschlachtet , wie Köln Einwohner hat. Ich denke: Heute vor 70 Jahren kam er ans Tageslicht: der Tiefpunkt der Menschlichkeit.

Auschwitz ist eine Zäsur. Selbst die größten Gelehrten ihrer Zeit konnten nach Auschwitz nur stammeln. Vom Philosophen Theodor Adorno stammt der Satz: „Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch.“ So sehr hatte Auschwitz die Welt in Mark und Bein erschüttert.

Auch vielen Theologen verschlug es die Sprache – bis heute. Theologie heißt ja „Rede von Gott“. Und nach dem 2. Weltkrieg brannte vielen Theologen die Frage im Herzen, ob und wie sie nach Auschwitz überhaupt noch von Gott reden könnten. Eigentlich hatte es ein russischer Oberleutnant schon am Tag der Befreiung auf den Punkt gebracht mit der Frage: „Wenn es einen Gott gäbe, könnte er vielleicht mal erklären, warum es hierzu gekommen ist?“

Und diese Frage steht bis heute im Raum. Das „Warum“ von Auschwitz ist eine Frage und eine Klage zugleich. Dorothee Sölle, eine der berühmtesten Theologinnen des 20. Jahrhunderts hat einmal gesagt, seit Auschwitz könne sie das Kirchenlied: „Lobe den Herrn, der alles so herrlich regieret“ nicht mehr singen. Für Dorothee Sölle war klar: Ein Gott, der allmächtig ist, hätte Auschwitz verhindern müssen. Also müsse anders von Gott gesprochen werden.

Und auch ich merke, wie ich stammeln muss, wenn ich angesichts von Ausschwitz von Gott reden soll. Auschwitz ist eine absolute Erschütterung. Und ich kann dazu eigentlich nur schweigen – nicht zuletzt auch aus Respekt gegenüber den vielen Toten. Denn jeder Sinn, den ich da hinein konstruieren wollte, würde ihr Leiden instrumentalisieren.

Trotzdem muss man heute von Ausschwitz reden. Es gibt dafür einen sehr wichtigen Grund: Es geht um die Erinnerung an diesen Tiefpunkt der Menschlichkeit. Mich erschreckt, dass heute schon jeder Fünfte unter 30-Jährige in Deutschland nicht mehr weiß, was Auschwitz ist. Auschwitz darf nicht vergessen werden; nicht um der Opfer willen… und ich bin versucht zu sagen: um Gottes Willen…auch nicht. Denn weil Gott Auschwitz nicht verhindern konnte, wollte, sollte… ist es die Aufgabe der Menschheit, alles zu tun, damit Ausschwitz nie wieder passiert.

*http://www.spiegel.de/einestages/holocaust-a-949074.html

**http://www.lpb-bw.de/auschwitz.html

Copyright Vorschaubild: Anna u. Michal CC BY-SA 2.0 flickr

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