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Kirche in WDR 2 | 10.03.2015 | 05:55 Uhr
Sklavenarbeit
59 Sklaven arbeiten für mich. Das hätte ich niemals gedacht. Mit meiner Art zu leben beute ich schätzungsweise 59 Menschen aus. Das ist ein Schock. Aber zu diesem Ergebnis kommt der Rechner auf der Internetseite slaveryfootprint.org. Hinter der Seite steckt Justin Dillon, der sich in Nichtregierungsorganisationen für die Rechte von Menschen stark macht, die der modernen Knechtschaft ausgeliefert sind. Seine Seite wird vom US-Innenministerium finanziert.
Im Selbsttest habe ich eingegeben, wie ich wohne, was ich besitze, kaufe und esse. Den einzelnen Rohstoffen ist eine durchschnittliche Zahl von Sklaven zugeordnet. Die 59 Sklaven, die der Rechner in meinem Fall ausgespuckt hat, sind also nur ein Richtwert. Denn das Programm weiß nicht, ob ich meinen Schmuck geerbt oder gekauft habe, ob ich Fairtrade-Produkte trage oder Billig-T-Shirts, ob ich mein Obst beim Bauern nebenan kaufe oder aus Übersee einfliegen lasse.
Fast 36 Millionen Menschen weltweit leben in Sklaverei. Das geht aus dem aktuellen Global Slavery Index der australischen Menschenrechtsorganisation Walk Free Foundation hervor. Das muss man sich mal vorstellen: 36 Millionen Menschen – das wäre in Deutschland fast die Hälfte der Bevölkerung! Allein in Indien gibt es mehr Arbeitssklaven als Griechenland Einwohner hat. Sie brennen Ziegel, knüpfen Teppiche, schwitzen an Nähmaschinen, schürfen in Minen, schleppen Kakaofrüchte oder pflücken Baumwolle.
Ich bin kein Sklavenhalter wie im alten Rom oder im alten Amerika. Und doch ist mir eins klar geworden: Meine Art zu leben, hat Auswirkungen. Meine globalen Nachbarn müssen es ausbaden, wenn ich an der falschen Stelle spare. In der globalisierten Welt ist mein Nächster manchmal jemand, der tausende Kilometer von mir entfernt lebt.
