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Kirche in WDR 2 | 12.03.2015 | 05:55 Uhr
Mitten im Leben
Neben Reinhard Mey war Udo Jürgens das Idol meiner Jugend. Wenn ich aus der Schule heimkam legte ich jeden Tag eine Platte von Udo Jürgens auf und hörte sie rauf und runter, rauf und runter. Umso mehr war ich betroffen, als ich im Dezember von seinem Tod erfahren hatte. Da war das Idol meiner Jugendzeit, plötzlich und unerwartet, beim Spazierengehen, gestorben. Aber hatte er nicht gerade eine umjubelte Tournee absolviert, in der er eine sensationelle, fast jugendliche Präsenz zeigte? Und hieß diese Tournee nicht: "Mitten im Leben"?
Er wollte mit diesem Titel sicherlich sagen, dass er zwar 80 Jahre alt, aber dennoch eben „mitten im Leben" sei. Die Ironie der Geschichte ist, dass er wohl nicht wusste, dass dieser Titel, der erste Teil eines alten Kirchenliedes ist. Da heißt es: „Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen.." Kein Titel hätte für seine letzte CD besser gepasst! Nun war er Atheist, und seine Beerdigung hat ohne Gebete und ohne einen Geistlichen stattgefunden. Die Presse versuchte es danach mit tröstenden Worten: „Du wirst in deinen Liedern weiterleben." Dazu fällt mir ein herrlicher Ausspruch von Wody Allen ein. Ein Reporter konfrontierte ihn auch mit dem beliebten Pseudo-Trostsatz: „Herr Allen, in Ihren Filmen werden Sie weiterleben." Darauf antwortete dieser: „Nehmen sie's mir nicht übel, aber lieber würde ich in meiner Wohnung weiterleben."
Ach Udo! Ich wünsche Dir so sehr, dass Du dich, was Deinen Atheismus angeht, geirrt hast. Ich wünsche Dir, dass der zweite Satzteil des alten Kirchenliedes aus dem Du, ohne es zu wissen, den Titel deiner letzten CD entnommen hast ebenso wahr ist. Vollständig heißt er nämlich so: „Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen und mitten im Tod sind wir vom Leben umfangen."
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