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Hörmal | 14.06.2015 | 07:45 Uhr

Glauben – Aberglauben

In der letzten Woche habe ich eine Ausstellung besucht zum Thema „Aberglaube“. Spannendes Thema! Und: Eine interessante Ausstellung – übrigens noch bis zum 1. November zu sehen, im Museum für Archäologie, Herne. Dort präsentieren zwei Künstlerinnen einen spannenden Mix: moderne Kunst zum Thema Glauben und Aberglauben trifft auf die archäologischen Fundstücke der Sammlung. Und in der Gegenüberstellung von alt und neu scheint ein Motto auf, das bis heute zu gelten scheint: „Was man nicht erklären kann, sieht man stets als kultisch an!“

Was aber kann man schon erklären? Und was ist kultisch? – Das habe ich mich jedenfalls beim Besuch der Ausstellung gefragt. Ist ein fast 11000 Jahre alter durchbohrter Wolfs- oder Hundezahn bloß ein Schmuckstück gewesen oder doch ein Amulett, das die Energie des Tieres auf den Menschen übertragen soll? Und warum kann dann nicht auch ein modernes Kunstobjekt einer Künstlerin als Amulett eine gleiche kultische Rolle spielen? Es ist ein Pfeifenkopf mit Plastikvase und Pferdehaar. Im Katalog lese ich zu dieser Pfeife folgende Erklärung: „Die gebundene Energie spielt dabei, wie bei allen Amulette(n), eine tragende Rolle: Die Energie des Lebendigen – durch den Atem des Rauchers – und die des Feuers – als reinigende Kraft.“ Aha, habe ich gedacht: Die Kraft der inhalierten Reinigung – man muss nur dran glauben. In der Ausstellung wirkt so ein Satz entlarvend: Aberglauben eben. Aber wer will sich schon gerne als abergläubisch bezeichnen lassen? Andererseits: Wie viele Menschen tragen eben so einen Talisman mit sich: einen Glücksbringer – und sei es bei Katholiken die Christophorusplakette im Auto? Ist so etwas nun Glaube oder Aberglaube?

Oder Wahrsagerei: Ist das Glaube oder Aberglaube, wenn in der Antike Orakelhölzer geworfen wurden oder heute Horoskope gelesen werden? Das Ganze kommentiert ein anderes modernes Kunstwerk der Ausstellung folgendermaßen: Unter dem Titel „Orakelpriester“ sitzt eine präparierte Eidechse auf einer Glaskugel, die wiederum auf einem Kissen ruht. Ein kurzer Text dazu lässt aber Zweifel an der Gültigkeit der Wahrsagerei aufkommen. Es heißt da nämlich: „Das konnte man nun so oder so auslegen.“

Na prima – habe ich gedacht. So oder so, aber was hilft jetzt wirklich?

Ich denke mir das so: Glaube und Aberglaube haben zunächst religionsgeschichtlich etwas gemein: Sie wollen der Angst vor der Zukunft begegnen. Nur dass der Aberglaube meint, das Schicksal direkt beeinflussen zu können, Unheil abzuwenden oder auf Ereignisse einzuwirken durch vermeintlich religiöse Praktiken. Der Aberglaube versucht das jeweilige Sicherheitsbedürfnis direkt zu stillen angesichts der möglichen Bedrohung durch Unglück und Unheil.

Der Glaube lässt dagegen die Zukunft offen, weil er nichts erzwingen kann. Mir persönlich ist nach dem Besuch der Ausstellung ein Satz des Theologen Karl Rahner in den Sinn gekommen, der den Unterschied zwischen Glauben und Aberglauben deutlich auf den Punkt bringt. Rahner sagt: „Glauben heißt, die Unbegreiflichkeit Gottes ein Leben lang aushalten.“ Und das ist alles andere als zu meinen, man könne das Schicksal direkt beeinflussen.

*Aberglaube. Moderne Kunst trifft archäologische Funde“ Katalog zur Ausstellung, hrsg. Vom Förderverein des LWL-Museums für Archäologie – Westfälisches Landesmuseum- Herne e. V., 2015, S. 12.

Vgl. ebd. S. 194.

Vgl. ebd. S. 76.

Karl Rahner, zitiert nach GL S. 449.

Copyright Vorschaubild: Public Domain Pixabay

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