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Kirche in WDR 2 | 17.07.2015 | 05:55 Uhr

Alles anders in Tabgha

Brandanschläge sind feige und hinterhältig! Egal ob sie nun in Deutschland passieren oder – wie vor vier Wochen – in Tabgha in Israel. Der Anschlag auf das Kloster in Tabgha hat mich besonders erschüttert. Vor 15 Jahren habe ich dort meinen Zivildienst gemacht und der Ort ist mir ans Herz gewachsen. Tabgha liegt am See Gen ezareth im Norden Israels. Jährlich pilgern Hundertausende zu der Kirche, die berühmt ist für ihr Mosaik mit den Fischen und dem Brotkorb. Hier soll die wundersame Brotvermehrung stattgefunden haben: Sie kennen vielleicht die Geschichte: fünf Brote, zwei Fische und Jesus sorgt dafür, dass 5000 satt wurden. Egal wie man so ein Wunder verstehen will: Die Brotvermehrungskirche bedeutet vielen Menschen etwas auf der Welt. Denn dieser Platz strahlt eine besondere Ruhe aus: Die Kirche und das Kloster, gelegen mitten in Obstplantagen, der Messplatz am See – eine Oase des Friedens inmitten eines umkämpften Landes. Der Zeltplatz des Klosters, die Begegnungsstätte, ist übrigens einer der wenigen Orte, wo israelische und palästinensische Behindertengruppen Urlaub machen.

Seit einem Monat nun macht Tabgha in Israel Schlagzeilen. Der Brandanschlag hat tiefe Spuren hinterlassen nicht nur bei den Mönchen dort, die stehen zum Teil noch immer unter Schock. Als ich vor 2 Wochen dort war während meines Urlaubs, sah ich die Brandspuren, es roch sogar noch danach. Teile des Kirchenvorplatzes sind Raub der Flammen geworden. Das Pilgerbüro ist verkohlt, der Andenkenladen leer geräumt. Nur der alte Olivenbaum, der auf dem Vorplatz eingepflanzt wurde, als ich damals Zivi war, der hat überlebt.

Was aber viel tiefere Wunden geschlagen hat ist eine Art Bekennerschreiben, von den Tätern an die Wände der Klosters gesprüht in roter Farbe: „Die Götzendiener müssen vernichtet werden“. Sichtlicher Ausdruck von religiösem Hass gegen die Christen im Land. Kein Wunder, dass die Mönche sich derzeit nicht sicher fühlen im Heiligen Land. Seit Jahren schon erleben christliche Stätten eine Welle von kleinen und großen Anschlägen. Stehen dahinter ultranationale jüdische Siedler? Vieles spricht dafür. Sicher ist das nicht, denn bislang hatte die Polizei fast nie Täter dingfest gemacht.

Aber der Anschlag in Tabgha scheint etwas wach gerüttelt zu haben. Beeindruckt war ich an verschiedenen Stellen im Land, wie groß die Anteilnahme von Israelis für die Christen von Tabgha ist. Und wie groß auch die Bestürzung über das Vorgehen der Radikalen. Tabgha ist für viele jetzt ein Zeichen dafür geworden, dass da etwas aus dem Ruder läuft in der israelischen Gesellschaft. Dass der religiöse Nationalismus sichtlich zum Problem wird.

In Tabgha kamen nach dem Anschlag rund 4.000 meist palästinensische Christen aus dem ganzen Land zusammen. Sie wollten ein Zeichen des Friedens setzen. Es gab dabei aber auch die, denen Worte der Vergeltung auf der Zunge lagen. Aber die Mönche haben dem entschieden Einhalt geboten. Trotz aller Bestürzung rufen sie zur Besonnenheit auf. Das ist enorm wichtig in diesem hitzigen Land der Religionen. Es kann nicht danach gehen: Auge um Auge Zahn um Zahn, sondern es geht um Vergebung, nicht um Vergeltung. Es geht darum ernst zu machen mit dem Aufruf, für seine Verfolger zu beten (vgl. Mt 5,44).

Ich hoffe sehr, dass von Tabgha aus nicht die Geschichte des Hasses weitererzählt wird, sondern die des Friedens und des Zusammenseins der Religionen. Das ist die Geschichte, die Tabgha verdient hat und die ich nicht nur diesem Land insgesamt so sehr wünsche, sondern auch uns hier und jetzt.

Copyright Vorschaubild: Klaus Nelißen

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