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Kirche in WDR 2 | 02.10.2015 | 05:55 Uhr

Flüchtlinge

„Wir waren den Menschen unglaublich fremd, schon fast unheimlich“, erzählt mir die Frau. Ich besuche sie als Pfarrer zu ihrem 85. Geburtstag. 1000 Kilometer habe sie der Weg aus ihrer Heimat ins Rheinland geführt. Aus Wolhynien, das liegt heute in der Westukraine, über Polen, durch Mecklenburg-Vorpommern und kreuz und quer durch Deutschland, schließlich an den Rhein. Es war wie jetzt im Herbst. Innerhalb von Wochen kamen Tausende. „Wir wurden zum Teil zwangseingewiesen in Familien und Haushalte. Bei Menschen, die selbst das Gefühl hatten: Wir können nicht mehr! Das war kein Zuckerschlecken – für beide Seiten nicht“, erzählt mir die alte Frau.

Ihre Erinnerung ist noch so wach. Obwohl es 70 Jahre her ist. Es gibt ein paar Fotos aus dieser Zeit. Eines zeigt neun muntere Kinder. Sie spielen auf einem abgesägten Baumstamm vor einer Holz-Baracke, einer Notaufnahme für Flüchtlinge. Karl, so hat er vielleicht geheißen, der Älteste aus der Jungentruppe, hatte aus den Spenden der einheimischen Bevölkerung einen Roller ergattert. Und den fährt er nun sichtbar stolz auf dem Hof spazieren. Daneben sind lachende Kinder zu sehen. Drollig sehen sie für mich aus mit ihren putzigen Mützen, die Mädchen mit Spangen im Haar.

„Zwischen uns, die wir kamen, und denen, die hier lebten, da lagen Welten“, erzählt mir die Frau noch. „Denn wir waren evangelisch, die hier waren katholisch.“ Auf dem Schulhof trennte eine Linie fein säuberlich die beiden Konfessionen. Heute unvorstellbar.

Weit über zehn Millionen Menschen flohen nach dem 2. Weltkrieg in den Westen. Viele auch nach Nordrhein-Westfalen – und sie fanden hier Heimat. Fast jede evangelische Kirchengemeinde kann solche Flüchtlingsgeschichten erzählen. Viele unserer Kirchengemeinden sind in dieser Zeit erst entstanden.

„Ich bin so dankbar dafür, dass die Menschen uns trotz allem aufgenommen haben“, erzählt die Frau mir noch. „Das werde ich nie vergessen.“ Dankbar ist sie auch, weil sie erfahren hat: Die Aufnahme von Flüchtlingen ist nicht selbstverständlich. Das war wohl noch nie so. Und darum heißt es in der Bibel ausdrücklich: „Den Fremdling sollst du nicht bedrängen und bedrücken, denn ihr seid auch Fremdlinge in Ägyptenland gewesen“, aus dem 2. Buch Mose im Alten Testament (Kap. 22, Vers 20).

Der Schutz des Fremden ist ein Gebot Gottes. Und dieses Gebot ist Motto einer Postkarten- und Plakataktion der evangelischen Kirche im Rheinland, die in diesen Tagen landauf, landab verbreitet wird. Neben dem Bibelzitat befindet sich jeweils ein Foto auf der Postkarte. Auch das mit den spielenden Kindern und dem Roller vor der Notunterkunft ist dabei.

Das Bild ist schwarz-weiß. Heute gibt es genau solche Bilder wieder: Menschen in Notunterkünften. Kinder, die mit wenigen Dingen fröhlich spielen. Und Menschen, denen die Unsicherheit ins Gesicht geschrieben ist: Was wird die Zukunft bringen? Es sind dieselben Bilder, wie auf den Fotos von vor 70 Jahren – nur in Farbe. Mögen sie am Ende dieselbe gute Geschichte erzählen, wie sie mir die alte Frau von ihrer Flucht berichtet hat.

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