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Hörmal | 08.11.2015 | 07:45 Uhr

Vater Stratis

Viele junge Leute, Familien mit kleinen Kindern und Säuglingen. Ihr Hab und Gut tragen sie am Leib, sie schlafen auf dem nackten Boden. So habe ich es gesehen in Griechenland Anfang Juni dieses Jahres. Ich war Teil einer Reisegruppe mit Kolleginnen und Kollegen der Evangelischen Kirche und Abgeordneten des Landtages in Nordrheinwestfalen.

Vor Ort trafen wir Vater Stratis, den Pfarrer der griechisch-orthodoxen Kirche. Er hatte einen kleinen Verein gegründet, der elementare Hilfe leistete: Kleider, Schuhe, Wasser, Brot. Und er hatte eine Idee. Die Flüchtlinge strandeten überall auf der Insel, aber es gab nur eine Registrierungsstelle. Ein Gesetz untersagte einen Transport von Flüchtlingen mit dem Öffentlichen Personenverkehr oder mit einem Taxi. Wer als Privatperson einen Flüchtling im Auto mitnahm, machte sich strafbar. Also waren – vor allem nachts – die Flüchtlinge unterwegs, um zu Fuß 40 oder 50 Kilometer in den Südosten zu gelangen, quer über die sehr bergige Insel, auf kurvigen, völlig unbeleuchteten Straßen. Lebensgefährlich. Vater Stratis, der Pfarrer, wollte einen gebrauchten Transporter kaufen, um damit die Flüchtlinge quer über die Insel sicher zur Registrierungsstelle zu bringen. „Sollen sie mich doch einsperren. Das ist mir egal. Ich werde nicht länger zuschauen.“ – so sagte er.

Es war nicht nur die griechische Sprache, die es schwer machte, Vater Stratis zu verstehen. Zwei Schläuche führten von einer kleinen Sauerstoffflasche, die er immer bei sich trug, in seinen Mund. Erst kürzlich hatte er sich einer schweren Herzoperation unterziehen müssen. Aber er war voller Tatendrang.

„Wie ein Einheimischer soll euch der Fremde gelten, der bei euch ist“, heißt es im Alten Testament, und „Was ihr getan habt einem meiner geringsten Brüder, das habt ihr mir getan“, sagt Jesus von Nazareth. Das sind die biblischen Leitworte für den heutigen Sonntag. Vater Stratis verkörpert sie in für mich beeindruckender Weise. Diese Syrer und Iraker, Afghanen und Pakistanis, die Somalier und Eritreer, die meisten wohl Muslime, er hat sie als seine Schwestern und Brüder angesehen.

Wieder zu Hause, haben wir als Kirchen begonnen, ein größeres Projekt auf Lesbos zu unterstützen, damit die Flüchtlinge überhaupt einmal ein Dach über dem Kopf bekommen und mit Nahrung und Kleidung versorgt werden. Und wir haben Gelder für den kleinen Hilfsverein von Vater Stratis auf den Weg gebracht, damit er den Transporter kaufen kann.

Als ich Anfang September aus dem Urlaub zurückkam, hatte ich eine E-Mail, die mich besonders berührt hat. Efthalia, unsere griechische Reisebegleiterin, teilte uns mit: Vater Stratis ist gestorben. Aber die Arbeit seines Hilfsvereins geht weiter.

Inzwischen sind die Flüchtlinge vor unserer Haustür angekommen, in den Registrierungsstellen in Köln oder Dortmund, in den Unterkünften in Hilden oder Wuppertal. Vielleicht sind auch solche darunter, die Vater Stratis nachts illegal auf Lesbos zu den Registrierungsstellen gefahren hat.

„Was ihr getan habt einem meiner geringsten Brüder, das habt ihr mir getan.“ So hat es Jesus gesagt. Das hat den herzkranken Vater Stratis umgetrieben. Wir sind ein reiches Land und eine vergleichsweise reiche Kirche. Auch ich habe Möglichkeiten, mich zu engagieren. Hinter dem, was dieser Mann getan hat, will ich nicht zurückbleiben.

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