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Kirche in WDR 2 | 30.12.2015 | 05:55 Uhr

Vom Ende her gesehen

Ein Freund trägt jetzt ein Fitnessarmband. So eine Art digitales Fräulein Rottenmeier. „Du willst 10.000 Schritte machen! Dann mal los! Beweg dich! Bisher waren es erst 1.500.“ Vermutlich müsste ich mit so einem Kindermädchen am Arm ständig ohne Abendessen ins Bett. Sie hören schon, ich bin nicht begeistert. Dabei bräuchte ein Sportmuffel wie ich so einen Antreiber für den inneren Schweinehund wohl wirklich dringend. Stichwort: Selbstoptimierung. Schließlich weiß ich ja, dass ich mein Leben möglicherweise um einige Jahre verlängere, wenn ich regelmäßig Sport treibe. Eine gute Sache also. Allerdings glaube ich: Gesund kann ein Leben nur sein, wenn es mir auch hier und jetzt schon Spaß macht.

Das Streben nach Selbstoptimierung lenkt den Blick gerne in die Zukunft. Jetzt leiden, jetzt verzichten, jetzt investieren, um später etwas davon zu haben. Das würde nur dann Sinn machen, wenn wir wirklich wüssten, was später ist. Und wie lange wir Zeit haben. Wissen wir aber nicht. Und deshalb glaube ich, dass wir für das Hier und Jetzt genauso verantwortlich sind, wie für das Später. Ein guter Ratgeber ist mir da der argentinische Schriftsteller Jorge Luis Borges. Von ihm gibt es einen Text, eine wunderbare Ermutigung, das Leben jeden Tag zu genießen:

„Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich versuchen, beim nächsten Mal mehr Fehler zu machen. Ich würde nicht mehr so perfekt sein, sondern viel entspannter, nachgiebiger. Ich wäre alberner, als ich es bei diesem Trip war.“ Borges wird ganz konkret. Er sagt: „Ich würde mehr Eiskrem und weniger Bohnen essen. Ich hätte mehr reale und weniger eingebildete Probleme.“ Er beschreibt sich als Menschen, der immer vorbeugende Maßnahmen ergriffen hat, der immer versucht hat, vernünftig und gesund zu leben. „Wissen sie“ schreibt er: „Ich gehörte zu jenen Menschen, die niemals ohne Thermometer, Wärmflasche, Mundwasser, Regenmantel und Fallschirm unterwegs sind. Falls ich noch einmal leben könnte, würde ich mit leichterem Gepäck reisen.“ Und am Ende seines Resümees schreibt er: „Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte. Aber das kann ich nicht… ich bin 95 Jahre alt und weiß, dass ich bald sterben werde.“

Was für ein Vermächtnis! Nicht nur in die Zukunft investieren, sondern genauso ins Hier und Jetzt. Gleich ist sechs Uhr, ein neuer Tag – der Vorletzte in diesem Jahr. Ob sie nach dem Aufstehen joggen oder mit dem Kaffee in der Hand die Zeitung lesen – wichtig ist, dass sie es gerne machen. Und sollten sie auch so ein Fräulein Rottenmeier am Handgelenk haben: Sie muss ja nicht alles wissen.

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