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Kirche in WDR 2 | 16.11.2015 | 05:55 Uhr
Krieg im Kopf
Ich will nicht diesen Krieg im Kopf. Aber seit Freitagnacht ringen in mir ganz unterschiedliche Gedanken und Gefühle:
Trauer. Tiefe Trauer um die Toten, die einfach einen schönen Abend haben wollten in dieser großartigen Stadt Paris: ob im Café, beim Fußball oder beim Konzert.
Da ist Mitgefühl für die Trauernden, Mitgefühl für alle Franzosen.
Und dann ist da Zorn, ja wirklich Zorn über diese perfiden Attentäter. Die die Bomben zündeten und dann noch riefen: Gott ist groß! Wie zynisch ist das denn?
Ich spüre auch Sorge: Denn wenn Frankreichs Präsident von Krieg spricht wie inzwischen viele andere, dann will das nicht in meinen Kopf! Krieg? Was bedeutet das für Europa? Für die Welt?
Ich habe Sorge um Sicherheit – nicht so sehr um mich. Aber ich sorge mich um Jon, Varinder, Gentian – das sind Flüchtlinge, die ich seit einigen Wochen kenne. Deren Schicksal könnte jetzt ausgenutzt werden von denen, die in jedem Flüchtling eine Bedrohung sehen. Wie sicher werden sie hier noch sein, wenn der Zorn umschwenken sollte in Hass gegen alles Fremde?
Krieg im Kopf – das ist es, was die Attentäter an diesem Freitag den 13. auslösen wollten. Sie wollen Verunsicherung und Vergeltung, Schlag und Gegenschlag.
Die allererste Frau als Friedensnobelpreisträgerin war Bertha von Suttner. Sie hat einmal gesagt: „Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, Tintenflecken mit Tinte, Ölflecken mit Öl wegwaschen zu wollen. Nur Blut soll immer wieder mit Blut abgewaschen werden.“
Ich will keinen Krieg im Kopf. Ich will diese Logik nicht. Dagegen wehre ich mich! Ich will meine Werte nicht über Bord werfen, die von Mitgefühl und Mitmenschlichkeit geprägt sind – von Toleranz für Andersdenkende. „Liebe deine Feinde“, heißt es in dieser Logik und: „Betet für die, die euch verfolgen“ (Mt 5,44). Selbst nach diesem Freitag, den 13. Heute um 12 Uhr wird in Europa eine Schweigeminute sein: Schweigen – Gedenken- Beten: Pray for Paris. Pray for Peace.
