Must haves

Nach dem Fest ist nicht nur vor dem Fest, sondern ganz oft auch vor der Umtauschtheke. Die Einzelhändler sind vorbereitet und das alljährliche Weihnachtsgeschenekeumtauschritual kann beginnen. Vieles, was vor dem Fest noch ein absolutes „Must have“ war, stellt sich nämlich im Nachhinein als unwichtig und nicht notwendig heraus. Also: „RAZFAZ“ umgetauscht und das nächste „Must have“ kann kommen.

Das „haben, haben“-wollen und mal eben holen ist so selbstverständlich in unserem Sprachgebrauch, dass überhaupt nicht mehr klar wird, das, das alles irgendwie auch einen Preis hat und …dass man sich das auch erstmal leisten können muss. Da werden Dinge zu „Muss ich haben“-Dingen stilisiert, die eigentlich gar nicht überlebensnotwendig sind. Was die Playstation für die Kids ist, ist der Thermomix für die Hausfrau und natürlich auch den Hausmann.

Ich bin ja seit diesem Jahr etwas zögerlicher geworden mit all den „Must haves“, mit den „Muss ich haben“-Sachen. Seitdem über eine Million Flüchtlinge unter uns leben, hat sich mein Blick geändert auf das, was wir unbedingt haben müssen und was wir wirklich brauchen.

Die Menschen, die aus den Kriegsgebieten zu uns gekommen sind: Bei denen hat das „Must have“ eine ganz andere Bedeutung. Dass sie mit ihrem Leben davon gekommen sind, das ist vielleicht das größte „Must have“. Und das ist für mich sowas von selbstverständlich, dass ich hier in Ostwestfalen einfach so vor mich hinleben kann. Die Flüchtlinge öffnen mir da die Augen zu fragen, worauf es wirklich ankommt: sei es warme Kleidung für den Winter, sei es eine Arbeit, die Sinn macht, oder einfach nur Ausweispapiere, die helfen, dass ich nicht durchs Raster falle.

Und dann habe ich mich mal gefragt: was sind eigentlich die 5 wirklichen „Must haves“ in Deinem Leben. Was würde zählen, wenn ich morgen Hals über Kopf mein bisheriges Leben aufgeben müsste? Wenn ich weggehen müsste: was müsste mit?

Also meine 5 Must Haves wären Gesundheit, meine Familie, das ist jetzt ein Trick, weil die Besteht schon aus sechs Personen, Nahrung, Wohnung und eine Arbeit die meinen Fähigkeiten entspricht. Besonders ärgerlich wäre, dass meine Plattensammlung nicht dabei wäre.

Bildrechte: Anne Worner CCBY-SA 2.0 flickr