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Kirche in WDR 2 | 28.01.2016 | 05:55 Uhr
Gutes Denken!
Kürzlich habe ich einen Satz geschenkt bekommen. Einen Satz, in so schönem Deutsch, wie er vielleicht nur von einem kasachischen Mütterchen gesagt werden kann: etwas schief in der Wortwahl, aber dafür umso lyrischer:
„Die Kirche ist Raum, wo man Gutes denken kann.“
Das sagte das Mütterchen, als ich mit einer Gruppe von Zuwanderern aus Osteuropa eine Kirchenführung gemacht habe. Sie müssen wissen: Viele Menschen aus den ehemaligen Sowjetrepubliken haben noch nie in ihrem Leben einen Kirchraum betreten. Früher war das oft verboten und dann gibt es da gewisse Berührungsängste. Und es gehört zu den größten Freuden meiner Arbeit, solche Erfahrungen im Kirchraum möglich zu machen. Denn auch mir tut dieser fremde Blick mal gut und manchmal schmerzt es mich, dass Kirchen hierzulande oft in den Fußgängerzonen herumstehen wie ein altes Möbelstück: ein museales Denkmal – aber wozu noch gebraucht?
Da war der Satz des kasachischen Mütterchens wie eine Entdeckung. Ja richtig! Genau das ist es! Das kenne ich! Eine Kirche kann tatsächlich ein Raum sein, in dem man Gutes denken kann. In dem mich nicht das nächste Kaufangebot lockt, oder ein Bildschirm ablenkt, indem ich Größe erfahren kann, Erhabenheit und auch Schönheit – und mal rauskomme aus dem Kleinklein des Alltags.
Vielleicht haben Sie ganz andere Räume, in denen Sie Gutes denken können: Vielleicht gelingt es Ihnen besser in den eigenen vier Wänden – manche große Idee soll ja sogar auf dem Klo entstanden sein – oder vielleicht ist es das Büro – worüber sich Ihr Arbeitgeber sicherlich freut. Vielleicht ist es aber auch ein Waldstück oder es sind die Weiten zwischen den Feldern. Wo auch immer: Räume in denen man Gutes denken kann sind wichtig. Es ist gut, um sie zu wissen – und sie hin und wieder aufzusuchen. Denn das Gute braucht nicht nur Menschen sondern auch Räume.
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