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Kirche in WDR 2 | 09.05.2016 | 05:55 Uhr

Ohne Mitglieder ist es leichter

Der Schock saß tief. Bei drei Landtagswahlen am 13. März stimmten 9 Millionen Wählerinnen und Wähler in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt für eine neue Partei rechts außen. Es war ein Desaster für die beiden Volksparteien. Selbst die sogenannte Große Koalition ist nicht mehr überall mehrheitsfähig Zwei Monate später hat sich die Aufregung gelegt. Die Bündnisse heißen Kiwi, Ampel oder Kenia, und unter neuem Etikett gehen die bisherigen Amtsinhaber wieder ans Regieren.

So weit, so gut? Nicht ganz. Was in der Momentaufnahme einer Wahl nicht sichtbar wird: Seit 1990 haben SPD und CDU fast die Hälfte ihrer Mitglieder eingebüßt. Das ist nicht nur in Deutschland so. Die London School of Economics stellt fest, dass schon mit Beginn des 21. Jahrhunderts in Europa die großen Parteien die Fähigkeit verloren haben, die Bürger einzubinden. 2009 waren in den EU-Staaten nur noch 4,7 Prozent der Wahlberechtigten Mitglied in einer Partei. Und die Talfahrt geht weiter.

Die Parteien selbst klagen zwar öffentlich darüber, tun aber kaum etwas dagegen. Klar, man experimentiert und versucht, Parteipolitik via Facebook und Twitter zu gestalten. Das ist modern. Damit wächst aber nicht die Mitgliederzahl. Auch nicht echte Beteiligung. Zugegeben: Mitgliedergesteuerte Organisationen zu führen, ist schwer. Mein Verdacht: Manche Mandatsträger und Funktionäre sparen sich lieber den lästigen Auftritt bei den Besserwissern an der Basis in Recklinghausen oder die endlosen Programmdiskussionen mit den Querulanten aus Hessen-Süd. Das ist nämlich unbequem. Außerdem beobachte ich: Was man verkauft, sind nur noch Gesichter. Folglich ist kein Mensch mehr für oder gegen die die Politik der CDU oder der Grünen oder der SPD. Sondern man findet Angela Merkel gut oder schlecht. Oder Sigmar Gabriel. Oder Winfried Kretschmann. Das Gleiche gilt für Alexis Tsipras, Francois Hollande oder Matteo Renzi. Programme sind out. Weltanschauung war gestern.

Was mich daran so interessiert? Ich fürchte, in der Kirche ist es ähnlich. Am 14. Februar wurden die Presbyterien in den Kirchengemeinden neu gewählt. Das sind die Leitungsgremien. Sie entscheiden über den Haushalt, das Personal, die Arbeit der Kirchengemeinde vor Ort. In meiner Heimatstadt lag die Wahlbeteiligung bei sechs Prozent. Und die restlichen 94 Prozent der Wahlberechtigten bilden auch schon längst keine Gemeinde mehr, sondern eine Vielzahl von Gruppen und Milieus, nämlich die Kindergarteneltern, die Ehrenamtlichen aus der Jugendarbeit, die Paare, sie sich trauen lassen, die rüstigen Senioren, die Familienfreizeitteilnehmer, die Pflegebedürftigen, die Altersarmen und die Trauernden. Die haben alle jeweils durchaus viel mit sich und mit dem Pastor zu tun, aber wenig miteinander.

Gewiss: der Trend zur Individualisierung wird in unserer Gesellschaft vorerst nicht nachlas-sen. Aber allein kann man keinen Staat machen. Auch keine Kirche. Mag sein: die wichtigen gesellschaftlichen Organisationen, Parteien und Religionsgemeinschaften haben ihre große Zeit hinter sich. Trotzdem sind sie gut beraten, mit aller Macht an ihrer Bindekraft zu arbeiten. Nicht die führenden Gesichter, die engagierten Mitglieder sind entscheidend. Gemeinschaft, Demokratie und Beteiligungskultur gibt es nur mit ihnen.

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