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Neues wagen

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katholisch

Hörmal | 16.05.2016 | 07:45 Uhr

Neues wagen

Das Neue hat immer zwei Seiten. Jedenfalls für mich: Reizvoll und schön ist es. Und zugleich ist das Neue anstrengend und manchmal sogar beängstigend.

Das fängt beim neuen Smartphone an – wo in der Vorfreude gleichzeitig der Respekt mitschwingt vor der Bedienbarkeit des Gerätes. Gravierender ist das bei einer neuen Aufgabe im Beruf: Da gibt es so viele Herausforderungen und Risiken neben den verlockenden, neuen Möglichkeiten.

Ein christliches Fest, bei dem es genau um diese Erfahrung des Neuen geht, ist für mich jedes Jahr das Pfingstfest, das heute an Pfingstmontag auch noch gefeiert wird. Einige Theologen sagen sogar, es sei das Geburtsfest der Kirche.

Pfingsten als das Ereignis, an dem Neues gewagt wird. Biblisch ist das schnell nacherzählt: Aus Angst vor Verfolgung haben sich die Anhänger Jesu in Jerusalem verschanzt. Immerhin, ihr Freund Jesus war getötet worden, den sie als den Sohn Gottes ansahen und als den Messias. Letztlich hatten viele Menschen ihn nicht verstanden, hatten nicht verstanden, dass nur Liebe und Hingabe an die Menschen die Welt verändern können. Jetzt hatte es geheißen, er sei von den Toten auferstanden. Und dann erfahren sie urplötzlich, wie sie ihrer Botschaft mit neuer Kraft trauen können. Gestärkt durch den Geist Gottes, der ihnen von Jesus sogar verheißen war, wachsen diese verängstigten Jünger über sich hinaus und beginnen etwas Neues: Sie erzählen davon, dass dieser Jesus den Tod überwunden habe, dass die Liebe und Hingabe stärker seien als der Tod. Mehr noch, sie brechen auf, verlassen Jerusalem und gehen in die Fremde, in die ganze Welt. Schlichte Fischer werden zu wortgewaltigen Verkündigern dieser frohen Botschaft von Liebe und Hingabe. Sie wagen Neues, ohne zu wissen, worauf sie sich da letztlich einlassen. Sie haben sicherlich auch beide Seiten gespürt: Das Reizvolle wie das Beängstigende.

Ich frage mich: Was muss das für ein Geist gewesen sein, der diese Menschen so ermutigt hat, das Risiko des Neuen auf sich zu nehmen. Ich selbst wünsche mir öfter diesen Geist, der Kraft gibt, Neues zu wagen und nicht resigniert stehen zu bleiben. Ich wünsche mir diesen Geist nicht nur für mich, sondern auch für die Kirche, die sich ja auch auf diesen Geist beruft.

Und ich wünsche mir diesen Geist für all diejenigen, die sich auf das Christliche im Abendland berufen, das sie ohne Bedingung bewahren wollen. Dabei kann das Bewahren nicht darin bestehen, sich wie die Jünger ängstlich zu verschanzen. Bewahren heißt doch eigentlich, dass sich das Christliche bewähren muss, konkret in dieser Liebe und Hingabe, so wie das diese Jünger Jesu mit dem Beginn von Pfingsten an auch getan haben. Für das christliche Abendland könnte das doch heißen: Keine Angst vor dem Neuen, keine Angst vor den Neuen, keine Angst vor Veränderung – keine Angst vor neuen Herausforderungen, denn es gibt einen Geist, von dem es in der Bibel heißt (2 Tim 1,7): „Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“

Diesen Geist wünsche ich mir und allen Menschen, nicht nur an Pfingsten.

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