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Kirche in WDR 2 | 28.01.2014 | 05:55 Uhr

Karl der Große

Nichts Schlechtes über einen Toten.

Sie wollen ja auch nicht, dass man über Sie was Schlechtes sagt, wenn Sie mal gestorben sind.

Also: Über die Toten nur Gutes.

Das wussten schon die alten Römer.

Es gehört sich nicht, über einen Toten etwas Schlechtes zu sagen.

Es ändert ja auch nichts, auch wenn es manchmal nur die halbe Wahrheit ist.

Heute vor 1200 Jahren ist allerdings jemand gestorben, über den es auf den ersten Blick ziemlich viel Schlechtes zu sagen gibt: Karl der Große.

Die Sachsen hat er reihenweise umbringen lassen, um das Land unter seine Herrschaft zu bringen.

Halb Europa hat er besetzt, um den christlichen Glauben zu verbreiten.

An die 20 Kinder hatte er mit seinen fünf Haupt- und etlichen Nebenfrauen.

Da fällt es einem schon schwer, nichts Schlechtes über einen Toten zu sagen.

Und trotzdem feiern wir in Aachen diesen ersten deutschen Kaiser.

Die katholische Kirche in Aachen verehrt ihn sogar als Heiligen.

Warum?

Ich glaube, weil es ihm um die Einheit ging.

Karl wollte bei allen auseinander strebenden Kräften eine politische Einheit.

Er wollte im ganzen Reich gleiche Gottesdienste,

eine gesellschaftliche Ordnung, die alle verbindet.

Und wie ist diese Einheit letztlich zu begründen?

Für Karl ist klar: Nur durch den christlichen Glauben,

nur durch den Glauben an den Gott, der in sich selbst Einheit ist: die Einheit von Vater und Sohn und Heiligem Geist.

Ich erlebe mich selbst als hin- und hergerissen zwischen ganz unterschiedlichen Interessen, von Mächten, die mich vereinnahmen wollen.Und wenn ich auf Deutschland und seine Nachbarn in Europa und weltweit schaue: Da gibt es viel Gegeneinander und Leben auf Kosten der anderen.

Aber nur in innerer Einheit mit mir selbst und in äußerer Einheit mit anderen kann ich, können wir gut leben.

Keine Frage: Die Wege, die Karl der Große beschritten hat, um die Einheit zu schaffen, waren aus heutiger Sicht falsch - und insofern gibt es natürlich Schlechtes über diesen Toten zu sagen.

Aber das Ziel finde ich nach wie vor toll: Das zu suchen und durchzusetzen, was uns verbindet, was Einheit schafft.

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