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Kirche in WDR 2 | 08.02.2017 | 05:55 Uhr
Enthusiasmus
Reden wir doch mal über eine Geisteshaltung, die dem Vorurteil nach mehr im Rheinland als in Westfalen zu Hause ist. Dabei können wir sie auch in Westfalen überall im Alltag antreffen. Samstags kurz vor einem Fussballspiel im Zug.
Rolle: „Schalke 04. Liebe im Revier! Junge da fältt dich nix mehr ein!“
Wenn wir zwei gute Freundinnen bei einem Gespräch belauschen.
Rolle: „Ich find einfach alles an dem süß und der sagt auch immer so schöne Sachen zu mir und der hat so tolle Grübchen.
Oder nach einem echt guten Kinofilm.
Rolle: „… dann sagt Vader „Luke. Ich bin Dein Vater!“ Irre. Damit hätte ich niemals gerechnet.
All diese Verzückungszustände können wir mit einem wundervollen Fremdwort zusammenfassen. Enthusiasmus.
Unter Enthusiasmus verstehen wir ja heute sowas wie eine freudige Aufgeregtheit. Ursprünglich kommt es allerdings vom altgriechischen Wort entheos, was so viel bedeutet wie „erfüllt vom Göttlichen“. Eine christliche Gruppe, die im 4 Jahrhundert in Syrien lebte, nannte man sogar die „Enthusiasten“, da sie das Ziel hatten, sich ganz vom heiligen Geist erfüllen zu lassen.
Diese Enthusiasten waren also beGEISERT oder auch beSEELT. All dies sind Wörter die mal bedeutet haben, dass Gott in einem Menschen wohnt. Heutzutage darf sowas ja nicht allzu laut über Menschen gesagt werden. Religiös Beseelte gelten oft entweder als partiell hirnamputiert oder als potenziell gefährlich.
Aber schon Sokrates hat Gottesnähe abgegrenzt zu radikalem religiösen Eifer. Beides hat nicht miteinander zu tun. Denn Gott macht nicht blind, sondern sehend. Gott macht das Herz nicht eng, sondern weit. Das ist wahrer Enthusiasmus.
