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Kirche in WDR 2 | 28.04.2017 | 05:55 Uhr

Platz in der Bahn

Der Junge war 11 Jahre, mühsam hatte er einen Platz in der voll besetzten S-Bahn ergattert. Endlich sitzen! Der Weg von der Haltestelle nach Hause ist noch lang genug.

Am nächsten Bahnhof sind die wenigen frei gewordenen Plätze wieder schnell besetzt. „Glück gehabt!“, denkt der Junge und freut sich an seinem Sitzplatz. Doch da fällt sein Blick auf einen Mann. Er ist deutlich älter, seine Haare sind grau, sein Gesicht sieht müde aus. Der Junge weiß, was sich gehört: Einem älteren Menschen bietet man seinen Platz an. Deshalb zögert er nicht lange, steht auf und lädt stumm den Mann ein, Platz zu nehmen. Doch der schaut zu ihm und schüttelt kaum merklich den Kopf. Er lehnt das freundliche Angebot ab.

Der Junge versteht erst nicht warum, doch dann fällt sein Blick auf die Hand des Mannes. Der alte Mann zeigt traurig mit dem Finger auf seinen Mantel. Da sieht der Junge die Spitzen eines gelben Sterns, der von dem anderen Arm ein wenig verdeckt war.

Die Begegnung dieser beiden Menschen liegt mehr als 75 Jahre zurück. Im Oktober 1941 erließ die Nazi-Regierung in Deutschland eine Verfügung: Juden mussten ab sofort in der Öffentlichkeit einen gelben Stern tragen. Das Wort „Jude“ darauf, erinnerte an die hebräische Schrift, mit der ursprünglich der größte Teil der Bibel geschrieben wurde. Die Nazis hatten die Juden zu Menschen zweiter Klasse erklärt - zum Feind. Zunächst wurden sie ausgegrenzt, später zu Millionen deportiert und in den Vernichtungslagern getötet.

Der elfjährige Junge in der S-Bahn, ist heute ein Mann von 86 Jahren. Die Geschichte hat ihn nie losgelassen. Er hat sie mir erzählt, als wir über einen Satz aus der Bibel sprachen: „Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen und die Alten ehren.“ (3. Mose 19,32) Er wusste, was der Stern bedeutet. In seiner Stadt wurden Zettel mit den neuen Richtlinien verteilt: Zu Juden durfte man nicht freundlich sein. (1) Und an den Haltestellen stand, dass Juden in einer vollen Bahn stehen mussten. (2)

Er ist für den alten Mann aufgestanden, der sich nicht setzen durfte. Alle Augen waren auf die beiden gerichtet. Was sollte er tun? Der Junge blieb stehen, genau wie der Mann mit dem Stern. Der Platz blieb leer, niemand wollte ihn mehr haben.

Damals war das eine stille Form von Protest. Vielleicht war viel mehr zu der Zeit nicht möglich. Heute wissen wir, das dass das nicht gereicht hat, um das Unheil zu verhindern. Aber mit diesem Wissen von heute, bin ich aufgefordert, rechtzeitig einzuschreiten, wenn ich Unrecht wahrnehme.

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Judenstern (Abschnitt: 3.3 Weitere Maßnahmen)

(2) http://www.jugendgeschichtswerkstatt.de/judenverfolgung/einschraenkungen.html

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