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katholisch

Hörmal | 04.06.2017 | 07:45 Uhr

Das mit dem Pfingstwunder

Das mit dem Pfingstwunder habe ich bis heute nicht so ganz verstanden. Also, ich meine: Wie konnte das klappen, dass die Jünger von Jesus da auf einmal in verschiedenen Sprachen gesprochen haben und dann tatsächlich auch verstanden wurden?

Klar: So schnell kann kaum jemand eine Sprache lernen, von jetzt auf gleich. Ausnahmen bestätigen die Regel. Aber vielleicht liegt das Wunder ja auch mehr auf der Seite der Zuhörer und nicht bei den Sprechern.

Ich frage mich, was passiert eigentlich zwischen Menschen wenn sie miteinander sprechen? Denn wie oft geht das gerade schief? Gerade im Alltag, wenn beide vermeintlich dieselbe Sprache sprechen?

Neulich kam meine Frau vom Friseur, schaute mich mit großen Augen an und fragte: „Und?“ Ich war grad mit etwas ganz anderem beschäftigt, schaute auf und mir fiel nichts Besseres ein als zu sagen „Sind kurz, die Haare, oder“? Das war natürlich in keinster Weise eine befriedigende Antwort. Ich meine: Sachlich hatte ich ja recht. Aber wollte meine Frau eine Sachinformation?

Schon vor über 30 Jahren hat ein Kommunikationswissenschaftler, Schulz von Thun heißt der, ein Modell dafür gefunden, was eigentlich alles passiert, wenn zwei Menschen miteinander sprechen. Mir leuchtet das sehr ein, was er damals beschrieben hat. Er sagt: Wann immer ein Mensch mit einem anderen Menschen spricht, hört der andere es mit 4 Ohren. D.h. es geht um vier Ebenen: Da ist zum einen die Sachebene: die nüchterne Information: Deine Haare sind kurz. Dann gibt aber fast alles Gesagte auch etwas Preis über den, der da gerade spricht:, z.B. dass ich in dem Moment nicht sonderlich interessiert auf die Haare meiner Frau geschaut habe. Nun kann aber auch hinter fast allem Gesagten ein Appell gehört werden, also ein Ratschlag, ein Wunsch. Meine Frau hätte verstehen können „Wärste mal besser zu nem andren Friseur gegangen“. Und schließlich steckt in allem Gesagten auch eine gehörige Portion Beziehungsebene: Wie sehr ich meine Frau achte, begehre, liebe – oder gerade nicht? Wenn meine Frau den Satz auf der Beziehungsebene gehört hat, dann habe ich sie tatsächlich am offenen Arm verhungern lassen. Denn „Die Haare sind kurz“ sagt natürlich gar nichts darüber aus, dass ich meine Frau liebe, dass ich sie schön finde – egal, ob mit langen oder kurzen Haaren.

Nun, wenn man das bedenkt, was dieser Schulz von Thun über die vier Ohren sagt, dann kann eigentlich fast immer etwas schief gehen, wenn Menschen miteinander reden.

Denn ich kann ja nie sicher sein, mit welchem Ohr gerade das gehört wird, was ich eigentlich sagen wollte. Weil da einfach immer mehr auch mitschwingt. Dann ist die Gefahr so exorbitant groß, dass es zu Missverständnissen kommt und Gespräche scheitern.

Als ich meiner Frau kurz danach durchs kurze Haar gestreichelt habe und sie nicht die beleidigte Leberwurst gab, wusste ich: die Situation war gerettet. Und überhaupt: Dass Gespräche trotz dieses Risikos zu scheitern doch in der Regel gelingen, dass wir uns meistens irgendwie verstehen – das ist vielleicht das ganz alltägliche Pfingstwunder.

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