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Kirche in WDR 2 | 11.02.2014 | 05:55 Uhr
Wenn es klopft
Da klopft es an der Tür. Mitten in der Nacht. Wo doch keine gute Zeit ist für überraschten Besuch, im mittleren Westen der USA, Ende des 19. Jahrhunderts. Blutige Zeiten sind das zwischen Indianern und Siedlern. Dem Gegner wir nichts geschenkt. Und dann das Klopfen. Aus einem Fenster sieht der Sohn, dass vor der Tür drei Indianer in kompletter Kriegsausrüstung stehen. Also greift er zur Waffe. Sein Vater fällt ihm in den Arm: „Lass sie rein, Sohn. Kämen sie in feindlicher Absicht, sie hätten sicher nicht geklopft.“
Tatsächlich kamen diese drei Indianer, weil sie gehört hatten, dass der Farmer Vermittlerqualitäten haben könnte und den angestammten Einwohnern der Region nicht von vorneherein übel wolle. Weil es für sie gefährlich war, sich mit einem Weißen zu treffen, kamen sie in der Nacht und waren für den Hin- und Rückweg bewaffnet.
Wie gut, dass der Farmer die Zeichen zu deuten wusste und recht damit behielt: „Kämen sie in feindlicher Absicht, sie hätten sicher nicht geklopft, sondern uns einfach überfallen.“
Diese Nacht war der Anfang einer wichtigen Freundschaft, die viel zur Verständigung in dieser Gegend beigetragen hat. Zwischen Einheimischen und Einwanderern. Zwischen unterschiedlichen Lebensformen und Wertvorstellungen, die aufeinandertrafen.
Selig sind die Friedfertigen, heißt es im Neuen Testament.
Für mich heißt das für heute, auf dem Hintergrund dieser Wild-West-Geschichte: Genau hingucken, was abgeht. Im Zweifelsfall auch kurz innehalten, ob schwere Geschütze das einzige sind, das mir entgegen kommt, oder ob hinter einem Schutzpanzer noch was anderes stecken könnte. Kleine Zeichen nicht übersehen. Meiner Intuition trauen. Dem Frieden, mindestens im Kleinen, Zwischenmenschlichen, eine Chance geben.
