Mensch sein

Facebook schlägt mir mal wieder einen gesponsorten Beitrag vor: seit Wochen schon erinnert mich dieses fiese System an etwas, das mir wehtut. Klar, ich habe das Thema schon 30mal gegoogelt, und lese jeden Artikel dazu. Und mein iPhone verknüpft alles, was ich google, irgendwie mit meinem Account bei Facebook.

Aber muss meine Timeline mich dran erinnern, dass eine Sache in meinem Leben nicht gelingt?

Ich möchte schreien. Kann ich mit meinem Thema nicht mal allein sein?

Ein paar Tage später erzähle ich meinem Pfarrer davon. Ich mag ihn sehr. Er ist neu bei uns und ein ausgesprochen guter Seelsorger.

Als ich ihm beschreibe, wie es mir mit der Sache geht, sagt er: „Wow, das macht dich sehr menschlich. Von außen wirkt es ein bisschen so, als ob alles in deinem Leben gelingt. Und wenn du jetzt erzählst, wie sehr dich das Thema belastet, wirkst du irgendwie weniger perfekt - menschlich eben.“

Ich staune. Wir reden weiter. Es wird ein langes gutes Gespräch.

Als ich abends durch meine Timeline scrolle, wird wieder so ein Beitrag vorgeschlagen.

Und dieses Mal tut es weniger weh. Der Beitrag erinnert mich an etwas: ich bin nur Mensch. Auch bei mir ist nicht alles perfekt. Und dass mich diese Sache so unendlich traurig macht, ist okay. Einen kleinen Moment schließe ich Frieden mit meinem Problem. Es gehört zu mir.

Dass Facebook mich weiter jeden Tag an dieses Thema erinnert, nervt mich trotzdem.