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Kirche in WDR 2 | 23.08.2017 | 05:55 Uhr
Gipfelglück
23. August 2011, 18:18 Uhr: Die Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner erreicht den Gipfel des K2. Sie ist die erste Frau, die alle Achttausender ohne zusätzlichen Sauerstoff bestiegen hat. 25 Jahre lang hat sie davon geträumt, den 8.611 Meter hohen Gipfel des K2 zu erreichen. Jetzt hat es die Vierzigjährige geschafft. Im siebten Versuch.
Der K2 ist ihr persönlicher Schicksalsberg. Schon als Teenagerin hat dieser Berg in ihr die Lust am Höhenbergsteigen geweckt. Etliche Male ist sie an ihm gescheitert. Nur ein Jahr zuvor war ein guter Freund kurz vor dem Gipfel abgestürzt und gestorben.
Im Moment ihres größten Triumphes funkt Gerlinde Kaltenbrunner ihren Ehemann im Basecamp an und sagt, dass es ein Geschenk sei, bei schwierigen Verhältnissen im Aufstieg gemeinsam das Ziel erreicht zu haben. Sie ist nicht allein auf den K2 gestiegen, sie waren zu viert.
Heute vor sechs Jahren war das Gipfelglück der Gerlinde Kaltenbrunner also perfekt. Für mich als Flachlandtiroler sind die Alpen völlig ausreichend. Ich werde nie einen Achttausender besteigen – und doch kenne ich dieses Gefühl, nach langem Aufstieg den Gipfel zu erreichen. Die Welt liegt mir zu Füßen, bei klarem Himmel ist der Ausblick gigantisch.
Auch ich bin in diesen Tagen mit meiner Familie wandern, in Tirol. Meine Kinder besteigen am liebsten Berge mit Gipfelbüchern. Da schreiben sie stolz ihre Namen rein – nach dem Motto: Ich war auch hier, ich hab’s geschafft.
Einen Berg zu besteigen, ist ein schönes Erfolgserlebnis. Daran wachsen nicht nur meine Kinder. Ich muss sie oft motivieren, ihnen Mut machen, Abwechslung bieten und natürlich für ihr leibliches Wohl sorgen. Das kann auch anstrengend sein. Und wenn wir dann gemeinsam am Gipfel angekommen sind, empfinde ich es genauso wie Gerlinde Kaltenbrunner als Geschenk, dass wir es gemeinsam geschafft haben.
Ich stehe dann am Gipfelkreuz und fühle mich dem Himmel so nah.