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evangelisch

Hörmal | 10.09.2017 | 07:45 Uhr

Gott vertrauen

Ach, es ist alles nicht mehr, wie es einmal war, klagt der Nachbar am Gartenzaun. Er ist resigniert und besorgt. Es ist nicht nur der Klimawandel, von dem die Wetterfee in den Nachrichten spricht, es ist die gesellschaftliche Großwetterlage, die ihn umtreibt. Die überlieferten Werte, der familiäre Halt – alles scheint verloren zu gehen. Viele fliehen vor Krieg und Elend und kommen zu uns – aus aller Herren Länder. Was sie glauben, wie sie reden, wie sie sich kleiden und verhalten – sie sind so anders, das verunsichert, macht Angst.

Auf der Suche nach Orientierung und Halt erzählte man sich in biblischen Zeiten Geschichten. Nicht immer neue, sondern eigentlich immer dieselbe. Die Geschichte der Anfänge. Das gibt Orientierung und das hilft, die Dinge einzuordnen.

Gott hat euch herausgeführt mit mächtiger Hand und erlöst von der Knechtschaft aus Ägypten. Heißt es im 5. Buch Mose. Er hat es getan, weil er euch geliebt hat und weil er schon euren Vätern und Müttern zugesagt hat, dass er beständig bei euch bleibt. Ich werde für euch da sein, ich bin der Verlässliche – das ist der Name Gottes.

Es ist nicht die Geschichte des Christlichen Abendlandes, auf die hier verwiesen wird. Der Erzähler blickt in die Anfänge der jüdischen Geschichte und erzählt vor allem von dem erstaunlichen Tun Gottes.

Gott hat die Väter und Mütter geliebt, Abraham und die Sara, Mose und Mirjam, Martin und Katharina. Unbegreiflich ist das. Denn eine besondere Qualität hatten sie nicht vorzuweisen. Davongelaufene waren sie. Von anderen Geduldete und selber vielfach ungeduldig mit anderen. Warum gerade sie? Weil Gott es so wollte. Gottes Liebe ist in nichts anderem begründet als eben in seiner Liebe.

Und diese Liebe ist keine unbeständige Laune. Gott hat sich auf seine liebevolle Zuwendung festgelegt. „Ich werde immer für euch da sein.“

Orientierung und Halt erwachsen daraus, dass wir von uns weg und auf Gott hinschauen. Nicht unsere Schwächen oder unsere vermeintlichen Stärken stehen im Fokus, vielmehr das, was Gott getan hat und tut.

Daraus erwächst Zuversicht: Ja, ich nehme die Veränderungen in unserer modernen Welt wahr. Ich bin Teil davon. Aber weil ich von Gott her auf die Dinge sehe, muss ich mich nicht ängstigen. Dass sich die Welt verändert, heißt nicht, dass sie untergeht. Veränderung ist ein Zeichen von Lebendigkeit.

Ja, ich nehme wahr, dass viele Menschen zu uns kommen, mit einem anderen Glauben, mit einer anderen Kultur – auf der Flucht vor Hunger und Krieg. Nein, da wird bei uns nicht einfach alles bleiben, wie es ist. Aber das ist gut so.

Es gibt Zusammenhänge zwischen unserem guten Leben hier und dem Elend so vieler Menschen auf der südlichen Halbkugel. Die Folgen dieses Elends dort – der Terror und der Krieg, fallen jetzt wieder auf uns hier zurück. Da schließt sich ein böser Kreislauf.

Die da aus aller Herrn Länder zu uns kommen, das sind nicht die Vorboten des Untergangs des christlichen Abendlands. Sie sind Boten Gottes. Sie öffnen uns die Augen, damit wir nicht blind weitermachen wie bisher und schließlich in unser aller Verderben laufen. Von ihrem Mut und von Ihrer Hoffnung können wir lernen. Dass sie gerade zu uns gekommen sind. Was für ein Vertrauen, was für eine Wertschätzung –bringen sie uns entgegen. Enttäuschen wir sie nicht.

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