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Hörmal | 24.09.2017 | 07:45 Uhr

Glaube digital

Mit 19 Jahren wurde ich Teil der Schwarzen Zunft. Das war 2006. Man taufte mich auf den Namen Johannes. Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg, dem Erfinder des Buchdrucks.

„Packt an!“, rief einer und schon ergriffen sie meine Arme und Beine und tauchten mich in einem großen Wasserbottich unter. Drei mal und sagten irgendetwas von „Sünden der Lehrjahre abwaschen“. Einer meiner Ausbilder reichte mir einen Becher mit einem berüchtigten und ebenso ekelhaftem Gemisch: Vermutlich Zucker, Essig und rohes Ei. Ich nahm einen großen Schluck von der Plörre, um - so will es die Tradition - auch meine inneren Sünden auszuwaschen.

Der Gautschbrief, das kunstvoll angefertigte Zertifikat meiner Taufe, bezeugt: Lange bevor ich in einem Seminar Luthers Rechtfertigungslehre studierte, wurde ich ein Jünger Gutenbergs. Ich hatte eine Lehre als Druckvorlagenhersteller neudeutsch: Mediengestalter erfolgreich absolviert. Das war 2006. Knapp 500 Jahre wurde Gutenbergs Idee, bewegliche Metalllettern einzusetzen, nahezu unverändert praktiziert. Dann kam die Digitalisierung. Und mit ihr der Digitaldruck.

Die schwarze Zunft veränderte sich radikal. Und mit ihr die ganze Welt. Nur die Kirchen scheinen zu betäubt zu sein - von Austrittszahlen und Sparmaßnahmen - um die Revolution, die um sie herum geschieht, zu bemerken. Anstatt die neuen Möglichkeiten in ihren Dienst zu stellen, herrschen Berührungsängste, Unverständnis und Desinteresse. Das gilt für die Kirchenleitung, für Pfarrerinnen und Pfarrer, aber gerade und vor allem auch für uns alle, die wir ein Priestertum aller Gläubigen für richtig halten.

Sie werden sich jetzt vielleicht fragen: Was will der mit diesem neumodischen Kram? Was hat das mit Glauben zu tun? Die Jugend daddelt sowieso schon viel zu viel an ihren Handys rum. Ich gebe Ihnen recht: Die Digitalisierung bringt auch Probleme mit sich, die Euphorie ist getrübt, an eine bessere Zukunft durch neue Medien glaubt niemand mehr. Doch die Digitalisierung geht halt auch nicht mehr weg. Fernseher sind heute smart, Städte sind smart, Freunde sind smart – nur die Gläubigen sind es nicht. Dabei wäre es höchste Zeit, die digitale Gegenwart theologisch zu deuten, in ihr das Evangelium zu erkunden, zu teilen, zu leben.

Es wird nicht mehr lange dauern, dann werden Kontaktlinsen unseren Blutzuckerspiegel messen, der dann automatisch mit anderen Daten abgeglichen wird. Brillen, die uns in virtuelle Realitäten versetzen, gibt es bereits. Künstliche Intelligenz klingt in vielen Fällen noch ziemlich hölzern, aber haben Sie sich schon mal mit Apples Siri oder einem Twitter-Bot schon einmal über den Sinn des Lebens unterhalten? Das ist unterhaltsamer als manche Predigt. Was bedeutet all das für unser Verständnis von Wahrheit? Bietet ein virtueller Raum genug Schutz für die Beichte, gar für das Abendmahl?

Diese Fragen werden sich stellen. Es ist höchste Zeit, die digitale Gegenwart theologisch zu deuten, in ihr das Evangelium zu erkunden, zu teilen, zu leben.

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