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Kirche in WDR 2 | 07.11.2017 | 05:55 Uhr

Kathrin Heinrichs – Variation zum verlorenen Sohn

O-Ton K. Heinrichs:

Das Gleichnis vom verlorenen Sohn hat mich eigentlich schon als Kind einerseits fasziniert, andererseits geärgert. Also, ich war von Anfang an immer auf der Seite des Bruders, der da zu Hause geblieben war. So dieses Gefühl: Das ist nicht fair, das konnt‘ ich schon sehr gut nachvollziehen.

Autor: Sagt die Autorin Kathrin Heinrichs. Normalerweise schreibt sie Sauerland-Krimis oder sie verfasst satirische Alltagsgeschichten. Nun aber hat sie eine Kurzgeschichte geschrieben - mit dem biblischen Gleichnis vom verlorenen Sohn als Vorlage.

Geschichte K. Heinrichs:

Ich fasse es nicht. Halte die Postkarte meines Bruders lange in der Hand. Sie ist für meinen Vater. Für unseren Vater, müsste ich wohl sagen. Nur, dass ich gewöhnlich am meisten von ihm habe. Zumindest, wenn es um das Waschen seiner Unterhosen geht, ums Einkaufen und das Anhören seiner immergleichen Geschichten.

Jetzt aber meldet sich mein kleiner Bruder. […]

Autor: Und der will am Wochenende vorbeikommen – ausgerechnet er, der nie da gewesen ist. Schreibt einfach eine Postkarte und freut sich schon mal ‘ne Runde.

O-Ton K. Heinrichs:

Für den Sohn Carsten, der da unterwegs gewesen ist, ... da hab‘ ich versucht, Beispiele zu finden, ja, wo’s im Leben tatsächlich nicht so richtig rund läuft manchmal. Da ist die Ehe mehrfach gescheitert, er hat da ‘n Konkurs hingelegt, er hat sich vielleicht nicht richtig um sein eigenes Kind, um seinen Sohn gekümmert - also Dinge, über die man sich zurecht ärgern kann als Bruder oder Schwester.

Autor: In der biblischen Geschichte ist es ähnlich. Da lässt sich der jüngere Sohn das Erbe ausbezahlen, brennt damit durch, verprasst sein ganzes Geld - und will am Ende zu seinem Vater zurück kommen. Kein Wunder, dass sich da sein älterer Bruder ziemlich ärgert.

Geschichte K. Heinrichs:

„Sag mal, Connie“, sagt jetzt mein Vater. „Warum bist du eigentlich seit Tagen schlecht gelaunt?“

O-Ton K. Heinrichs:

Die Connie hab‘ ich tatsächlich als Frau angelegt, weil da manchmal dieses Gefühl - ich rackere mich ab für Mutter oder Vater - noch stärker sein kann.

Geschichte K. Heinrichs:

Und dann klingelt es plötzlich. Mein Vater quält sich hoch. Wunderbar. Ich muss sowieso mal dringend aufs Klo.

Als ich zurückkomme, strahlt mein Vater mich an. „Stell dir vor, Carsten zieht wieder her in die Stadt.“ Abrupt bleibe ich stehen.

O-Ton K. Heinrichs:

Ich hab‘ natürlich auch ganz viel Verständnis für den Vater und glaube, dass dieses Gleichnis eben deshalb von Jesus erzählt worden ist, weil nur über diese Vater- oder Mutter-Kind-Beziehung eigentlich so diese, ja göttliche Liebe richtig deutlich werden kann.

Geschichte K. Heinrichs:

Carsten sieht mich hoffnungsvoll an. Er hat dieselben Augen wie Papa.

Autor: Was Kathrin Heinrichs in ihrer Kurzgeschichte beschreibt, wird vielen bekannt vorkommen.

O-Ton K. Heinrichs:

Ich glaube, fast in jeder Familie gibt’s dieses Phänomen. Also diejenigen, die ganz nah dran sind am Elternteil, die sich kümmern, die sich da aufreiben - ... die werden scheinbar nicht gesehen. Und wenn dann der Sohn oder die Tochter aus der Ferne kommt, dann wird darüber erzählt und geschwärmt. Das ist eine Situation, die mir durchaus auch von zu Hause vertraut ist

Geschichte K. Heinrichs:

„Und was ist mit mir?“, bricht es aus mir heraus. „Seit 44 Jahren bin ich vernünftig, ununterbrochen. Hat mir das irgendjemand gedankt?“

Autor: Das ist wohl die Frage hinter der Geschichte: Fühle ich mich vom Leben gerecht oder ungerecht behandelt?

O-Ton K. Heinrichs:

Also: Geht es mir gut und warum geht es mir schlecht? Haben andere dazu beigetragen […]? Kann ich mir alles selbst erarbeiten? Bekomme ich das, was ich verdiene? Das sind Fragen, die, glaube ich, jeder sich stellt […] und die, wenn ich irgendeinen noch so geringen Zugang zu Gott habe, möglicherweise damit beantworten kann: Ja, es gibt einen, der es gut mit mir meint, zu dem ich zurückkommen kann.“

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