Beiträge auf: wdr2
Kirche in WDR 2 | 09.02.2018 | 05:55 Uhr
Alle aus einem Stall
Als ich ein Kind war, war die religiöse Erziehung ziemlich streng. Vor allem was das Gebiet der Sexualität anging. Hier herrschte schon eine fast pathologische Enge. Als Vorbild wurde uns z.B. der hl. Aloisius genannt. Er war so keusch, dass er sich niemals an einen ausgezogenen Tisch setzte. Das ist natürlich ein Witz, den wir gerne erzählten um ein wenig aus der Enge der moralischen Gebote zu fliehen.
Am wirksamsten erwies sich diesbezüglich allerdings ein anderes Gegenwicht, welches uns den Zaubergarten der Sinnlichkeit und der Lebenslust öffnete. Und das war der Karneval – und der fand zu unserem Erstaunen in den Räumen der Pfarrei statt! Als ich vor über 20 Jahren als Büttenredner in den großen Kölner Karneval kam, fragte ich meine Kollegen, die ja alle meine Vorbilder waren.
„Bläck-Fööß, Höhner, Paveier, Et fussisch Julche Marita Köllner, Der Weltenbummler Gerd Rück, de Doof Nuss Hans Hachenberg, Das Colonia-Duett Hans Zimmermann und Hans Süper: „Wo habt ihr zum ersten Mal auf der Karnevalsbühne gestanden?“ Und ALLE wirklich ALLE antworteten: „Im Pfarrkarneval.“ – Und in der Tat. Nach wie vor sind die Pfarrsitzungen der Sumpf, aus dem die schönsten Talente der Narretei hervorsprießen. Und nirgendwo ist die Atmosphäre authentischer. Was für ein schöner Beleg, dass gesunde Religiosität nicht in die Enge und Angst führt, sondern in die Weite und die innere Freiheit.
Übrigens-einer meiner Kollegen, die ich fragte, war der unvergessene Hans Bols, alias „Et Botterblömche“. Er war ein Filou wie er im Buche steht. Und als er hörte, dass der neue Büttenredner auch katholischer Diakon ist, sagte er zu mir: „ich geb Dir `nen Tipp!: Kauf Dir `ne Kirche un` mach Dich selbstständig!“
Denn im Garten des Lebens ist Humor der beste Dung
Alaaf und helau
Der bergische Jung.
