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Kirche in WDR 2 | 22.03.2018 | 05:55 Uhr
Hochwasser
Heute ist Weltwassertag. Und da mein Mann und ich nah am Wasser gebaut haben – also nicht emotional, sondern wirklich in Rheinnähe – sieht es manchmal fast so aus, als würden wir am Meer leben. Wenn der Rhein Hochwasser hat und die Wiesen überschwemmt, dann wird der Fluss so breit, dass man meinen könnte, hinter unserem Haus mündet der Rhein ins Meer. Dann entsteht eine ganz neue Landschaft: Parkanlagen, Sportflächen und Wege sind mit Wasser bedeckt. Gänse, Enten und andere Wasservögel planschen im flachen Gewässer. Am liebsten hätte ich ein Kanu, mit dem ich dann leise durch diese wildromantische Landschaft treiben würde.
Sie merken schon: Hochwasser macht mir keine Angst. Wahrscheinlich deshalb, weil es mich noch nie persönlich bedroht hat. Ich bin sehr froh darüber und weiß natürlich auch, dass viele Menschen nicht so entspannt aufs Wasser schauen können. Wer Keller leerpumpt, Sandsäcke schleppt oder Schlamm schippt, hat Besseres zu tun als die Aussicht zu genießen.
Wasser ist Segen und Fluch zugleich. Durch den Klimawandel kommt es immer öfter zu katastrophalen Überschwemmungen. Wenn ich ehrlich bin, weiß ich ja, dass ich auch zu den Verursachern gehöre. Ich nutze Strom, fahre Auto und esse Fleisch. Nur ich selbst kann daran etwas ändern.
Heute, am Weltwassertag, wird mir schmerzhaft bewusst, dass ich auf einigen lieb gewonnenen Luxus verzichten muss, wenn ich dazu beitragen will, die Schöpfung zu bewahren.
Den Blick auf die überschwemmten Rheinwiesen darf ich mir aber trotzdem gönnen. Zumal der Weltwassertag dieses Jahr unter dem Motto steht: „Nature for Water“ – Natur für Wasser. Die Vereinten Nationen weisen ausdrücklich darauf hin, dass Wiesen, Wälder und Auen wichtig sind, um Wasser zu filtern und zu speichern – auch als Hochwasserschutz. Ich darf also mit gutem Gewissen die Sumpflandschaft bewundern, die mich alle paar Monate wieder besuchen kommt.