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Hörmal | 18.11.2018 | 07:45 Uhr

Weinender Engel – Volkstrauertag

Zu den vielen Geschichten des Ersten Weltkrieges, die in diesem Jahr erzählt werden, gehört auch die Geschichte einer besonderen Postkarte. Die Soldaten haben aus den Schützengräben natürlich ihren Lieben daheim geschrieben. Nicht wissend, ob sie noch am Leben sind, wenn die Postkarte zu Hause ankommt. Bei Postkarten zählt ja immer das Motiv – eine Ansicht dessen, was man gerade gesehen hat. Aber was sollten die Soldaten da schicken? Bilder vom Gemetzel?

Nein. Das wohl berühmteste Postkartenmotiv des Ersten Weltkriegs, der vor 100 Jahren zu Ende ging, war ein kleiner Engel. Ein Engel der weint. Und vor zwei Monaten habe ich diesen Engel selbst gesehen, in der Kathedrale von Amiens in Frankreich, einer der bedeutendsten gotischen Kirchen der Welt. Dort schmückt der Engel das Grabmal eines Geistlichen, der vor fast 400 Jahren verstorben ist, Guilain Lucas. Der hatte zu Lebzeiten in der Stadt eine Schule für Waisenkinder gegründet. Der honorige Mann bekam ein aufwendiges barockes Grabmal in der Kathedrale: Und auf diesem Grabmal sitzt der weinende Engel mit verschränkten Beinen. Sein Kopf ist vorgebeugt und ist auf seine Hand gestützt. Der Mund des Engels ist leicht geöffnet, und die Augen scheinen voller Tränen zu sein. Der gesamte Geschichtsausdruck ist voller Trauer und Schmerz. Ich habe gelesen, dass der weinende Engel das Leid der Waisenkinder symbolisieren soll, für die sich Guilain Lucas eingesetzt hat. Mich hat die Darstellung sehr angerührt.

Aber wie gesagt: Der Engel ist klein, eigentlich nur ein Detail auf dem großen Grabmal. Richtig berühmt wurde er im mörderischen Ersten Weltkrieg, der etwa 17 Millionen Menschen das Leben kostete – ungefähr so viele Menschen wie heute in NRW leben.

Amiens lag damals in der Frontlinie. Die Kathedrale wurde gegen Beschuss gesichert. Sandsäcke wurden in der Kirche aufgehäuft. Auch das Grabmal von Guilain Lucas wurde so gesichert, der weinende Engel sogar vorsorglich durch eine Gipsskulptur ersetzt. Es war der Anfang des Endes vom Ersten Weltkrieg. Am Ende stand die Unterzeichnung des Waffenstillstandes von Compiègne am 11. November 1918, also vergangenen Sonntag vor 100 Jahren.

Viele alliierte Soldaten sandten während des Krieges Postkarten mit dem Bild des weinenden Engels von Amiens in ihre Heimat. Offenbar waren auch sie vom Gesichtsausdruck angerührt, so traurig und schmerzhaft, wie es ist. Ich weiß natürlich nicht, ob die Soldaten damals die Geschichte des Geistlichen Guilain Lucas mit den Waisenkindern kannten. Aber vielleicht hat die Soldaten damals ja auch der folgende Gedanke bewegt: Dieser Krieg kann auch die eigenen Kinder zu Hause zu Waisen machen. Und die werden dann auch trauern und leiden, so wie es der weinende Engel von Amiens zeigt. Wer weiß?

Heute ist in unserem Land Volkstrauertag. Ursprünglich war er einmal eingeführt worden zum Gedenken an die Kriegstoten des Ersten Weltkriegs. Nach 1945 – und Millionen weiterer Kriegstoter – hat man den Gedanken ausgeweitet. So erinnert der Volkstrauertag heute nicht nur an die Kriegstoten und Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen, sondern mahnt auch zur Versöhnung, Verständigung und Frieden.

Dass diese Mahnung nötig ist, erschrickt mich immer wieder, denn Kriege gibt es immer noch in der Welt, auch wenn sie weit weg geführt werden. Und es ist unsäglich, dass es durch Kriege immer noch Waisen gibt, die trauern und leiden, so wie der weinende Engel von Amiens.

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