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Kirche in WDR 2 | 21.01.2019 | 05:55 Uhr
Die, die die Freiheit liebt
Neulich stand in der Zeitung: Forscher an der TU Chemnitz haben herausgefunden: Auch unser Vorname entscheidet darüber, wie attraktiv, jung und intelligent uns andere Menschen finden. Naja, zumindest, so lange sie uns nicht kennen. Forscher hatten insgesamt 146 Personen zu 30 weiblichen und 30 männlichen deutschen Vornamen befragt. Sie sollten sagen: Wie alt schätzen Sie einen Menschen, der diesen Namen trägt? Wie attraktiv ist er? Und wie intelligent? Bei den Frauennamen kamen Julia, Sophie, Lea, Lara, Marie und Sarah auf die ersten Plätze. Bei den Männern Alexander, Leon, Luca, Lukas, Tim und Maximilian. Gratulation, wenn dein Name dabei ist. Peter, mein Name taucht gar nicht auf. Obwohl die Forscher herausfanden, besonders traditionelle Namen deuten auf Attraktivität, Jugendlichkeit und Intelligenz. Naja. Meine Oma hieß Ottilie. Auch nicht dabei, obwohl sehr traditionell. Und mein Opa Leopold auch nicht.
Toll am Kalender ist ja, dass er jeden Tag an einen anderen Namen erinnert. Gestern an Fabian. Morgen an Vinzent. Und heute an Agnes.
Agnes ist ja auch ein sehr alter Name, ist aber auch nicht mehr so in. Mir hingegen bedeutet der Name viel. Meine Mutter hieß Agnes, zwei meiner Tanten auch, ich arbeite an der Agneskirche in Köln und wohne im Agnesviertel.
Auch um die heilige Agnes von Rom ranken sich viele Legenden. Und alle Legenden sind Varianten einer Geschichte: Agnes war ein junges Mädchen, sie liebte ihre Freiheit und vertraute darauf, dass Gott die Welt gut geschaffen hat. Die Welt, ein Ort von Liebe und Freiheit. Doch dann kamen Männer, sie wollten Agnes besitzen, wenns sein muss auch mit Gewalt. Agnes aber nahm alle ihre Kraft zusammen und sagte: Nein! Das kann nicht Gottes Wille sein! Einmal, zweimal, dreimal, ganz oft. Am Ende aber kam ein Mann, der zog sein Schwert, und Agnes war tot.
Puh, schwieriges Thema an einem Montagmorgen. Aber es bringt ja auch nichts, immer drumherum zu reden. Die Welt ist so, auch an einem Montagmorgen: Auch heute gibt es Männer, die denken, man könnte eine Frau besitzen, bevormunden, unterdrücken, vergewaltigen. Und auch heute gibt es Frauen, die sagen: Das kann nicht sein, hör auf, du spinnst wohl, ich bin ein freier Mensch!
Daher gehe ich gleich in die Agneskirche. Da steht eine Figur der heiligen Agnes. Und da zünde ich eine Kerze an und stelle ein paar Blumen davor. Denn Gott will, dass die Menschen frei sind. Und zwar alle. Egal, welches Geschlecht sie haben. Männer, Jungen, Mädchen, Frauen. Egal wie sie leben, wen sie lieben. Freiheit ist wohl das wichtigste. Niemand darf einen anderen Menschen besitzen. Und alle Menschen, die Agnes heißen bekennen sich mit ihrem Namen zum Recht auf Freiheit. Und haben deswegen vielleicht den attraktivsten Namen von allen. Zum Beispiel meine Mutter und meine Tanten. In Köln ein ganzes Viertel. Agnes meint Freiheit. Und wenn ich morgens aufstehe und den Turm der Agneskirche sehe mit seinem flachen Dach – dann danke ich Gott für meine Freiheit. Und ich verspreche ihm, dass ich mich für die Freiheit von anderen einsetze. Wann und wo auch immer ich kann.
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