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Kirche in WDR 2 | 05.01.2019 | 05:55 Uhr
Der Hund
Manchmal belächelt man sie im Wald. Diese älteren Frauen - im Rudel - mit "ihm" an der Leine. Dem Hund.
Das ist doch voll der Kinderersatz, sagt meine Freundin. Na, ja, sage ich. Manche haben beides. Kind und Hund.
Natürlich erscheint es manchmal übertrieben, wenn die Hunde im Mäntelchen durch den Wald spazieren und die Obdachlosen erfrieren, wenn über "ihn" gesprochen wird, ganz ernsthaft und ausführlich, über seine Magenverstimmung und sein neustes Spielzeug, seine neue Freundin und den nächsten gemeinsamen Urlaub.
Dabei hat der Hund auch schon andere Zeiten erlebt. Schöpfungstheologisch ist er ein vernachlässigtes Etwas, in der Bibel nur rudimentär erwähnt.
Im Ökosystem des Orients waren die Streuner zwar wichtig, aber geschmäht. Aasfresser, die auch vor Leichen nicht Halt machen. Unrein und wertlos – so die Bilanz im Alten Testament. „Du Hund“ war damals wie heute ein Schimpfwort.
Kaum besser kommt das Tier im Neuen Testament weg. "Hunde" sind in der Apostelgeschichte ein Synonym für männliche Prostituierte. Wenigstens die Evangelien kennen den halbwegs geschätzten Haushund. Der bekam, was vom Tisch runter fiel.
Wichtige Fürsprecher findet der Hund im Mittelalter. Wie Franz von Assisi. Man wirft ihm vor, sein Hund sei ihm das Liebste. Er kontert: "Mein Hund bleibt mir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde.“ Martin Luther mochte einen Mischling namens „Tölpel“ . In einer Tischrede lobt der Reformator seine frischen Augen, starken Beine und den guten Magen. Die Frage, ob er in den Himmel komme, bejaht Luther. Vielleicht nicht ganz ernsthaft. Hunde kommen in den Himmel und wedeln dort mit goldenen Schwänzen, erzählt er einem Kind.
Heute werden die Vierbeiner sehr geschätzt: Als Blindenhunde, Assistenz- oder Therapiehunde. Auch in der Seelsorge sind sie im Einsatz. Die Äbtissin Hildegard von Bingen war nicht nur Universalgelehrte, sondern auch Hundeliebhaberin. Sie macht dem Hund das wohl größte Kompliment: "Gib dem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund."
Quellen:
https://www.welt.de/print/wams/wissen/article129082445/Fuhrs-Hund.html - zuletzt abgerufen am 18.11.2018