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Kirche in WDR 2 | 14.03.2019 | 05:55 Uhr
Chaosqueen
„Ordnung ist das halbe Leben.“ Und
ich habe zumindest gefühlt das letzte Jahr mit Aufräumen verbracht. Ich bin in
ein kleines, 70qm Häuschen gezogen und diesmal habe ich ALLES mitgenommen. Das
Sofa, die Teppiche, den Schrank von Oma. Das Geschirr, die Klamotten, die
Kommode von Brigitte. Das Besteck, die Gläser, den Toilettenpapierhalter von
Tante Irma. Meinen Kram vom Sperrmüll, die weißen Möbel aus dem schwedischen
Möbelhaus und alles, was Mama und Papa mir mitgegeben haben. Ich bin kein
Messie, keine Sammlerin, keine
Shoppingqueen, aber ich habe nie Nein gesagt.
Also besitze ich jetzt, stolze acht Sorten von geschenktem Geschirr. Schon etwas
speziell für einen Ein-Personen-Haushalt. Aber was soll ich sagen?
Ich mag Sachen mit Geschichte, Dinge,
die mich an Lebensphasen und –tage erinnern- ich mag schönes Zeug. Manche haben
Zweifel gehabt, ob alles reinpasst in
meine neue Bleibe. Aber
ich habe nichts aus-, sondern ein- und umsortiert. Für alles den richtigen
Platz gesucht. Ich habe nicht aufgehört, bis das Chaos sich aufgelöst hat. Ich bin
die Chaosqueen oder andersherum: Die Königin des Chaos gewesen. Stück für Stück
habe ich mir aus dem Durcheinander der Möbelstile und Inhalte meiner Umzugskisten
mein zu Hause gebaut. Bis ich wusste, wo die Kommode von Brigitte am
brauchbarsten ist und am besten zur Geltung kommt, hat es am längsten
gebraucht. Aber was ist das für ein schönes Gefühl gewesen, als ich endlich wusste,
wo sie hinkommt und was in ihre Schubladen soll. Es war viel Aufräumen letztes
Jahr.
Einige, die mich kennen, haben bestimmt gedacht: Wenn sie weniger Zeug hätte, hätte sie mehr Lebenszeit. Aber ich habe das mit Paulus aus der Bibel so gesehen: Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll mich gefangen nehmen (1. Kor.)
Ich bin einfach Anti-simplify-your-life
und antiminimalistisch.
Trotzdem bin ich
nicht bestimmt von meinen ganzen Dingen. Ich habe einfach Spaß am Aufräumen, an
diesem kreativen Prozess. Dem Einrichten im neuem Leben und das Alte ehren. Die
süßen Erinnerungen, an Menschen, die ich geliebt habe, an Orte, an denen ich
gelebt habe, haben mich beglückt. Jetzt hat alles seinen Platz, ich bin
angekommen und aufgeräumt. Jetzt bin ich fertig und fühle mich wie Gott am siebten
Tag.
Ich schaue auf meine kleine Welt
und freue mich – Prädikat: sehr gut. Alles ist dort, wo ich es gut gebrauchen
kann, auch das ganze Geschirr.
Ich bin
nicht mein Zeug oder mein Kram, ich bin die Königin dieser geschenkten Dinge,
die ohne mich nur Chaos sind. Ich bin die Chaosqueen, ich bestimme über meinen
Kram – mein Kram bestimmt nicht über mich. Und: Ich freue mich daran.
Gott hat am Anfang der Bibel auch das Chaos aufgeräumt, dem Himmel und der Erde ihren Platz zugewiesen, dem Wasser, den Sternen, Sonne und Mond und all den Pflanzen und Tieren. Auch wenn ich nicht Gott bin, auch ich habe aus sehr vielen Geschenken Lebensraum geschaffen, für mich und meinen Hund. Nicht mehr und nicht weniger.