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Kirche in WDR 2 | 18.03.2019 | 05:55 Uhr

Menschenkinder

Menschenkinder

Heute ist wieder Montag, und weil heute Montag ist ist das Wochenende leider auch schon wieder vorbei. Tja.

Wenn ich morgens aufstehe, ist das erste Gesicht, dem ich begegne mein eigenes. Im Bad blicke ich kurz auf, und dann schaut es mich an. Meistens müde, zerknittert und ein bisschen mürrisch, weil die Arbeitswoche wieder beginnt. Nicht, dass ich nicht gerne arbeite. Meistens jedenfalls. Aber so ein gewöhnlicher Montagmorgen nach einem sonnigen Sonntag ist eben … naja, schwierig. Das zweite Gesicht ist meine Frau, die ist meistens gut drauf, und hübsch ist sie sowieso, auch an einem Montag.

Und dann geht’s weiter. Auf der Straße, beim Joggen, später in der Bahn: Gesichter. Runde Gesichter, schmale Gesichter. Gesichter mit roten Wangen, die am Rhein entgegen gejoggt kommen. Gesichter mit dunklen Augen, blauen Augen. Scheue Gesichter. Selbstbewusste Gesichter.

Du schaust in die Gesichter hinein. Manchmal erwidern sie deinen Blick. Ein leichtes Lächeln. Ein Kopfnicken beim Bäcker. Manche Blicke weichen aus. Andere sind wie in Sichtbeton gegossen. 100 Gesichter. 100 Menschen. 100 Geschichten hinter den Gesichtern. 100 Persönlichkeiten.

Niemand lebt auf einer Insel, auch ich nicht, denke ich dann oft. Jeder lebt sein Leben aus seiner eigenen Perspektive. Mit seinen eigenen Augen. Das macht die Welt bunt und attraktiv. Denn jedes Gesicht, jeder Kopf hat seine eigene Sicht der Dinge. Das macht es aber auch anstrengend.

Die Welt ist nämlich auch voller Kleingeister, Rechthaber, Ideologinnen und Muutzepuckel – also Menschen, die gerne nörgeln. Die Kleingeister möchte ich gern meiden. Mit den Rechthabern gern diskutieren und den Muutzepuckeln gern die Zunge rausstrecken.

Aber das geht nicht. Jedenfalls nicht immer. Manchmal musst du sie auch einfach ertragen.

In unserer Agneskirche in Köln hat der österreichische Künstler Oskar Stocker in der Fastenzeit ein riesiges Bild aufgehängt. 10 mal 15 Meter groß. Facing Cologne heißt es, und es zeigt 64 Porträts von Kölnerinnen und Kölnern. Ein paar prominente sind darunter, vor allem aber „Lück wie ich un do“, normale Menschen. Und wenn ich in die Kirche komme, dann schauen die mich an. Und das ist … naja, schwierig. Ich finde es anstrengend, den anderen und seinen Blick auf die Welt und auf mich zu akzeptieren und zu ertragen.

„Schaue diesen Menschen an!“ Das sagt Pilatus, der Chef der römischen Besatzer. Er sagt es zu denen, die wollen, dass er Jesus verurteilt. Die Menschen denken, er ist ein Verbrecher. Pilatus kann das, er hat die Macht dazu. Aber er zögert. „Da steht doch kein Verbrecher, kein Mutzepuckel, Rechthaber oder Kleingeist“ scheint er zu sagen, „da steht doch … ein Mensch!“

Wenn ich also in diesen Wochen in die Agneskirche gehe, versuche ich Menschen in ihre Gesichter zu sehen und ihren Blick auszuhalten. Menschen. Und die gemalten Menschengesichter schauen mich an. Schön, dass ihr da seid, ihr Menschenkinder! Sage ich. Schön, dass du da bist. Sagen sie.

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