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Kirche in WDR 2 | 27.03.2019 | 05:55 Uhr
Weg mit dem Karfreitag?
Vor drei Wochen war Aschermittwoch,
da fing sie an. Und in gut drei Wochen ist sie vorbei, die Passionszeit. Dann ist
Ostern und dieses Fest feiern auch so ziemlich alle - selbst die, die mit der
Auferweckung von Jesus nicht viel anfangen können. Sie verstecken Ostereier, schlachten
die niedlichen Hasen und freuen sich über die freien Tage.
Auch über den Karfreitag. Dass
an diesem Tag Christen in aller Welt an den Tod Jesu denken, ist vielen
Menschen nicht mehr bewusst. Aber Karfreitag ist von der Reihenfolge der Feste
her unverzichtbar. Denn wie soll Jesus von der Toten auferweckt werden, wenn er
vorher nicht gestorben ist? Insofern logisch, dass es den Karfreitag gibt.
Aber manche Leute haben mit
diesem Tag Probleme. Denn es ist ein sogenannter „Stiller Feiertag“. Also
einer, an dem es laut Gesetz keine öffentlichen Tanzveranstaltungen geben darf.
Kinos, Theater und Konzerthäuser unterliegen besonderen Vorschriften und
Einschränkungen. Märkte und Zirkusvorstellungen haben Pause. Und selbst die
Bundesliga spielt an Karfreitag nicht.
Damit kommt dieser Feiertag
eigentlich dem Bedürfnis vieler Menschen entgegen. Nämlich denen, die über
Stress klagen und Überlastung. Die nach Entschleunigung suchen und endlich mal
zur Ruhe kommen möchten.
Auf der anderen Seite gibt es
jedoch Menschen, die sagen: „Wir lassen uns nicht vorschreiben, wann wir tanzen
und wann wir ausruhen.“ Sie wollen, dass die Sonderregelungen für Karfreitag
abgeschafft werden. Allerdings: Wenn Karfreitag kein stiller Feiertag mehr ist,
dann können wir ihn auch gleich ganz abschaffen. Denn Totengedenken ist nun mal
eine stille Angelegenheit. Dazu braucht man Ruhe. So wie am Volkstrauertag.
Oder bei einer Schweigeminute.
Der entscheidende Punkt ist aber,
dass wir akzeptieren, wenn Teile der Bevölkerung bestimmte Feste angemessen feiern
wollen. An Karfreitag oder Volkstrauertag gehört dazu die Ruhe und an Karneval
der Trubel. Mit dem müssen ja auch alle klarkommen, die mit Karneval nichts
anfangen können.
In einer Gesellschaft, die aus vielen verschiedenen Gruppen besteht, ist diese gegenseitige Toleranz unverzichtbar. Natürlich hat dann jeder immer noch das Recht, für sich privat zu entscheiden, wie er den jeweiligen Anlass nutzen will. Aber in der Öffentlichkeit sollten wir eigentlich damit leben können, dass es mal laut und mal leise zugeht.