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Kirche in WDR 2 | 09.04.2019 | 05:55 Uhr

Den auch?

Der Mann, der mir in meinem Büro in der JVA gegenübersitzt, hat seine Frau umgebracht. Sieht man ihm gar nicht an. Er scheint ein netter Kerl zu sein. Eigentlich. Er lacht viel. Ist höflich im Umgang. Dreißig Messerstiche haben sie gezählt. Furchtbar. Er lächelt mich an. Ein netter Kerl? Oder ein Monster?

Irgendwie muss ich in diesem Moment an ein Bibelwort denken, über das ich neulich gepredigt habe. Ein Wort des Apostels Paulus. „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat.“ (Röm 15,7) Und ich habe von Vergebung geredet und Annahme. Und es hat sich gut angefühlt. Eine schöne Vorstellung, dass Schuld geheilt werden kann. Dass Frieden wächst und Gräben zwischen Menschen zugeschüttet werden. Ich liebe diesen Gedanken. Diese Hoffnung.

Aber jetzt sitze ich diesem Mann gegenüber und denke: Wie schwierig ist das, wenn man diesen schönen Gedanken aus dem Raum der netten und irgendwie immer richtigen Kalendersprüche herausholen will. Wenn man versucht, ihn mitten ins Leben zu stellen. Nehmt einander an. Auch diesen Mörder? Auch den Mobber? Auch den Hetzer? Auch den annehmen, der mir wehtut? Der mich hasst? Auch den?

Ich suche, aber in der Bibel finde ich keine Ausnahme, nach dem Motto: Nimm den an, aber den nicht. Nirgendwo. Gott loben, heißt einander annehmen. Die Bibel nennt keine Grenzen, weil: Das Grenzenlose ist gerade der Kern dieser Gnadenbotschaft. Der Kern der Hoffnung.

Die Frau, deren Bild ich in der Zeitung sehe, schlägt ihre Mutter. Sie wirkt ganz sanft. Eigentlich. Eher zerbrechlich. Seit ihre Mutter dement ist, hat die sich sehr verändert. Schimpft, ist bösartig, gemein. Und schwach. Irgendwann hat sie angefangen, ihre Mutter zu bestrafen. Sie schlägt sie für jedes böse Wort. Für jede vollgemachte Bettdecke. Oder manchmal einfach, weil sie selber nicht mehr kann. Nehmt einander an. Auch sie?

Auch sie. Nicht die Tat. Niemals. Keinen Moment die Tat. Aber den Menschen. Tatsächlich. Eine Grenze gibt es nicht. Schwer ist das. Für mich ist das schwer. Und ich erahne, warum der Weg der Versöhnung über Kreuz und Tod führen muss. Annehmen ist nämlich gar nicht romantisch. Vergeben, versöhnen - das ist oft schmerzhaft. Es ist ein schwerer Weg.

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