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Kirche in WDR 2 | 04.06.2019 | 05:55 Uhr
Wa(h)l
Der Himmel ist
azurblau und wunderschön. Sie aber hängt gefesselt an einem Kran.
Transportriemen schneiden in den dunklen Leib. Die Zunge hängt schwer und
blutig heraus. Vielleicht haben Sie das Bild gesehen. In der Zeitung, Anfang
April.
Sie war ein
Pottwal, acht Meter lang. Gestrandet an der Costa Smeralda. Im Ferienparadies auf
Sardinien. Das Junge in ihrem Bauch war zwei Meter groß. Es ist auch tot, schon
im Mutterleib verwest.
Warum ich das
erzähle? Die Todesursache war Plastik. Konkret Plastikteller, Elektroschläuche,
Einkaufstüten, Angelschnüre. Eine Waschmittelverpackung, Marke und Barcode sind
noch gut lesbar.
22 Kilo
insgesamt. Eine riesige Menge. Sie bewirkt, dass Wale ihre Nahrung nicht mehr
verdauen können. Der schwangere Wal und der Fötus sind also verhungert.
Was das mit uns
zu tun hat? Wir alle nutzen Plastik. Wir Deutschen produzieren 220 Kilo
Plastik-Müll pro Kopf und Jahr. Das reicht aus, um zehn Wale zu killen.
Ja aber, werden
Sie vielleicht einwenden. Was hat das mit mir zu tun? Schuld sind doch: die Politiker,
die skrupellosen Lobbyisten, die ignoranten Verbraucher. Und die Probleme beim
Recycling. Aber auch andere Länder. Wie China.
Klar. Das ist
sicher alles richtig. Aber wir haben die Wahl, was wir kaufen oder eben nicht.
Immer und jedes Mal. Sicher fällt Ihnen jetzt sofort ein Teil oder eine Verpackung
ein. Plastik, das unnötig gewesen ist, vermeidbar. Ich will jetzt gar keine
lange Liste machen. Das können Sie selbst. Vermeidung ist natürlich nur
Stückwerk. Wie vieles im Leben.
Übrigens rettet ein Wal in der Bibel das Leben von Jona. Der war ein Prophet im
Alten Testament. Jona will nicht tun, was Gott möchte und leistet Widerstand.
Er flieht mit einem Schiff. Das gerät in einen schweren Sturm. Jona bekennt
sich schuldig an dem Unwetter. Die anderen Seeleute werfen ihn deshalb über
Bord.
Hohe Wellen schlagen über Jona zusammen. Er schluckt viel Salzwasser. Kurz vor
dem Ertrinken kommt ein Wal und verschlingt Jona. Jona betet im Bauch des
Fisches.
Da lenkt Gott ein. Er sorgt für Jona. Nach drei Tagen bringt der Wal Jona an
Land und spuckt ihn wieder aus.
So wie Jona gebetet hat, könnten auch wir in uns gehen.
Und diesmal den Spieß umdrehen. Einmal einen Wal retten.
Zum Beispiel.