Jetzt

Achte gut auf diesen Tag, denn er ist das Leben – das Leben allen Lebens.
Denn das Gestern ist nichts als ein Traum und das Morgen nur eine Vision.

Darum achte gut auf diesen Tag !

Lautet ein Sinnspruch aus Persien.

Immer ist alles jetzt.

Kaum auszuhalten. Eigentlich.

Immer ist alles jetzt.

Wann sonst? Gestern ist vorbei. Ok. Es wirkt. Das Gestern. In meinen Taten, Gedanken, nur es ist nicht jetzt.

Morgen. Auf das Morgen kann ich voller Angst oder Vorfreude schauen. Es wirkt natürlich auch jetzt schon. Die deutsche Sprache macht das mit dem Futur Zwei deutlich: Wer werde ich gewesen sein? Zum Beispiel.

Also die Vergangenheit wirkt, die Idee von Zukunft auch - und doch sind sie nur Teil der Wirklichkeit, die „Jetzt“ heißt.

Genau genommen ist das mit diesem merkwürdigen Zeitpunkt „jetzt“ ziemlich schwierig. Wann ist jetzt? Ah, - schon vorbei; oder: ah, – da kommt er.

Gerade vorbei oder gleich kommend? Wann ist jetzt?

Also:

Denke ich einen Moment drüber nach, scheint das der Moment des Gewahrwerdens zu sein, nicht wirklich verfügbar.

Vielleicht wie ein Fluss der Zeit, den ich nicht anhalten kann, sondern wie eine Hand, die den Fluss des Wassers im Eintauchen fühlt, aber nicht fasst.

Nehme ich die Hand aus dem Fluss, bleibt ein Rinnsal oder ein paar Tropfen, nicht der Fluss.

Vielleicht ist das Jetzt, das Heute, der Augenblick, auf den sich meine Wahrnehmung fokusiert.

Das Läuten des Weckers, die Schläfrigkeit des Körpers, die Gedanken an das, was wahrscheinlich kommt.

Mir hilft in diesem Rauschen von Gestern, Heute und Morgen, mit seinen ganzen Wechselwirkungen schlicht die Unterscheidung von Tag und Nacht.

Mir hilft im Fluss der Zeit die Bitte um das Erbarmen Jesu, der da war, der ist und der sein wird.

Ich werde ruhiger. Heute. Immer ist alles jetzt.

Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius