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Kirche in WDR 2 | 12.12.2019 | 05:55 Uhr
Weihnachtsstern
Mitten im Sommerurlaub hatte ich
plötzlich so ein adventliches Gefühl. Wir waren auf Bali unterwegs, als ich am
Wegesrand etwas sah, das hier irgendwie nicht hinpasste – zumindest nicht so,
wie ich das gewohnt war. Ich spreche vom roten Weihnachtsstern. Die Pflanze
wächst auf Bali wie Unkraut.
Ich
verbinde den Weihnachtsstern mit dem Advent, mit Winter und Kälte. In meinem
Sommerurlaub hier in den Tropen hatte ich Weihnachtssterne nicht erwartet. Dabei
wachsen die da ganz selbstverständlich.
In Deutschland gehört der Weihnachtsstern zu den am meisten verkauften Zimmerpflanzen. Er hat sogar einen eigenen Tag bekommen – deshalb erzähle ich davon: Heute ist der Tag des Weihnachtssterns. Leider leben die meisten hierzulande nicht lange. Sobald die Weihnachtsterne verblüht sind, werden sie weggeschmissen.
Schade. Ich habe noch zwei vom
letzten Jahr. Sie stehen in der Küche am Fenster und haben wieder angefangen zu
blühen. Inzwischen weiß ich, dass sie dafür die dunkle Jahreszeit brauchen. Sie
setzen dann Blüten an, wenn sie höchstens 12 Stunden Licht am Tag bekommen.
Bali liegt nah am Äquator, da ist das quasi immer der Fall. Zu Hause habe ich
jetzt ein Jahr darauf gewartet, dass meine Pflanzen wieder ihre roten
sternförmigen Blütenblätter öffnen.
Ein kleines Wunder, das sich in aller Stille auf meiner Fensterbank vollzieht. Ich finde, der Weihnachtsstern passt gut in den Advent. Er hat etwas Geheimnisvolles und lehrt mich, geduldig zu sein. Und wenn sich jemand wundert, warum ich denn die alten Weihnachtssterne nicht wegwerfe, dann denke ich: Weil sie kein Unkraut sind, sondern etwas ganz Besonderes: Verwandlungskünstler in der Dunkelheit, auf die es sich zu warten lohnt. So wie auf Weihnachten.