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Kirche in WDR 2 | 14.01.2020 | 05:55 Uhr
Pubertät - eine schöpfungstheologische Betrachtung (Wdh. v. 5.11.18)
Ich finde das manchmal
schwer auszuhalten ... das Pubertier.
Insbesondere seine Launen.
Das: Lass mich in Ruhe. Du nervst. Du hast eh keine Ahnung.
Das Chaos in seinem Zimmer, die PC Spiele und das Schule mir doch egal.
Natürlich gibt es auch die andere Gattung: Klavier und Ballett. Zig Aktivitäten an der Schule. Treffen mit Freundinnen. Zum Essen, kochen und shoppen. Klar, meist sind es die Mädchen. Aber da gibt es dann andere Probleme. Die hören plötzlich auf zu essen, weinen, wenn sie eine zwei schreiben und rechnen ihren Müttern vor, dass sie viel zu viel Geld ausgeben.
Neulich waren wir essen. Mit Freunden und den Pubertieren. Sagt die Mutter zu der Freundin ihrer Tochter, Anna, du willst doch Tierärztin werden. Nein, sagt Anna, ich mach Hartz IV. Och, dachte ich. Scheint ja ein beliebtes Berufsziel zu sein.
Und dann die Aufteilung der Mütter in die
verschiedenen Peergruppen! Die Mütter der Hochbegabten, die Mütter der
Begabten, aber faulen, die der Fleißigen, aber nur mäßig begabten usw. Die der
Party-Gänger, die der Jugend musiziert Abteilung, die der
Shopping und
Kosmetik Queens. Wie schön war das doch damals in der Babygruppe. Da waren alle
gleich! So einigermaßen.
Was mich tröstet. Es geht alles seinen Gang. Seinen entwicklungspsychologischen und seinen schöpfungstheologischen. Klingt ganz schön hoch gestochen, oder?
Aber alle Experten sagen: Das ist normal. Das geht vorbei. Psychologen sagen: Das Hirn ist in der Pubertät eine Großbaustelle – die größte im Leben eines Menschen. Vom Babyalter einmal abgesehen. Pädagogen sagen: Man darf es nicht persönlich nehmen. Ruhig bleiben und vor allen Dingen im Gespräch. Nicht werten, trotzdem seine Meinung sagen. Und ich sage als Pastorin: Es wird ein Kind Vater und Mutter verlassen, und sie werden ihr eigenes Leben leben. Das ist so vorgesehen.
Deshalb ist es vielleicht eine gute Erfindung
des Schöpfergottes. Die Pubertät. Denn spätestens in der Phase erkennen die
Eltern, sie müssen loslassen. Und das Pubertier macht es ihnen leichter. Denn
Eltern haben irgendwann keine Lust mehr, für alles herzuhalten. Da müssen dann
mal andere ran. Schließlich sind Kinder ja die Zukunft. Unsere
Rentenversicherung und Pflegekraft. Ich meine jetzt mal so
gesamtgesellschaftlich betrachtet.
Alles geht seinen schöpfungstheologischen Gang
und Gott sagt: ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein. Ich werde
bei dir sein. Das gilt für das Pubertier und die Eltern. Ich werde bei dir
sein, du bist mein. Gott zu vertrauen – hilft. Auch mir.
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius