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Kirche in WDR 2 | 12.02.2020 | 05:55 Uhr
Der friedlichste Krieg der Welt
Das umkämpfte Land heißt Hans-Insel, liegt nördlich von Grönland
und ist ziemlich schmucklos und klein; auf ihr wächst
nichts und da lebt auch niemand,
einfach
ein riesiger Stein.
Die Insel liegt in der Arktis, wurde nach dem grönländischen Forscher Hans Hendrik benannt und ist in den siebziger Jahren, als die Grenze zwischen Kanada und Grönland gezogen wurde, nicht zugeteilt worden. Da Grönland ein selbstbestimmter Teil des Königreichs Dänemark ist, streiten sich Kanada und Dänemark um die Hans-Insel.
Aber ohne Waffen, Soldaten oder Kriegsschiffe. Immer wenn entweder ein dänisches oder kanadisches Schiff auf der Insel vor Anker geht, wird die Fahne des eigenen Staates gehisst und die des anderen einkassiert. Außerdem lassen Dänen sowie Kanadier immer alkoholische Spirituosen für den Gegner da. Es ist eine Art Spiel! Ein wertschätzender Konflikt, der beiden Parteien großen Spaß bereitet.
Den ersten Angriff dieser Art soll der damalige Grönland-Minister aus Dänemark in den achtziger Jahren gestartet haben. Er hat die dänische Flagge gehisst und daneben eine Flasche Brandy gestellt.
Mittlerweile gibt es wohl auch wieder Verhandlungen zwischen den einzelnen Ländern, aber ganz ehrlich: Ich hoffe, dass der Kampf um die Insel noch ewig dauert!
Ich finde diese Geschichte nämlich wunderbar!
Weil sie so einen schönen und wohltuenden Gegensatz zu all den fiesen und blutigen Kriegen, die sonst das Tagesgeschehen bestimmen, darstellt. Klar, auf der Hans-Insel gibt es kein Erdöl, um das es sich zu kämpfen lohnt, aber trotzdem zeigt mir diese kleine Geschichte, dass es doch nicht immer nur darum geht, mehr zu haben als der andere.
Und: Diese Geschichte macht mir Mut, auch in meinem kleinen Alltag mehr an meiner Hans-Insel-Lebenseinstellung zu arbeiten. Konfrontationen einfach mit mehr Wertschätzung und Humor nehmen. Es geht ja gar nicht immer darum, dass der Eine Recht hat und der Andere Unrecht. Das Einer immer zurückstecken muss und der Andere immer den Kürzeren zieht. Nein, Auseinandersetzungen sind wichtig.
Manchmal gibt es einfach eine unterschiedliche Sicht auf die Dinge, manchmal sind die Konfliktpunkte eben schwierig gelagert und dann ist es in jedem Fall besser, gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten und nicht loszubrüllen oder beleidigt in der Ecke zu stehen.
Eine schnelle Lösung ist dann immer noch nicht garantiert, siehe Hans-Insel. Aber in jedem Fall eine Respektvollere.
https://www.stern.de/reise/fernreisen/streit-um-hans-insel--der-lustigste-krieg-aller-zeiten-wird-in-der-arktis-ausgetragen-7361772.html
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius