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katholisch

Hörmal | 10.05.2020 | 07:45 Uhr

Aufräumen - Raum schaffen

Die letzten Wochen habe ich genutzt, um meine Klosterzelle aufzuräumen. In dem Zimmer wohne, schlafe und arbeite ich. Mein Lebens- und Gedankenraum, wenn Sie so wollen. Als Mönch teile ich viel mit meinen Mitbrüdern. Aber wir alle haben im Kloster unsere eigenen vier Wände. Und darin hatte sich im Laufe der letzten Jahre immer mehr angesammelt: Bücher lagen aufgestapelt auf dem Boden, Aktenordner mit Studienunterlagen, Artikeln, Fotos und Briefe quollen über, persönliche Erbstücke von Familienangehörigen standen herum. Die Bude war einfach zu voll, und ein Durchkommen zwischen all den Sachen war nur schwierig möglich. Ich merkte eigentlich schon seit langem, dass der Bewegungsraum immer kleiner wurde und ich mich in den vier Wänden so nicht mehr wohl fühlte.

Jetzt, durch die Corona-Krise mit der Kontaktsperre, war ich noch mehr gezwungen, in meinem Zimmer zu bleiben, was noch mehr nervte. Gleichzeitig hatte ich aber auch etwas Zeit – und so habe ich angefangen aufzuräumen, umzustellen und wichtig: wegzuwerfen. Auf einmal merke ich, wie groß meine Klosterzelle eigentlich ist und wieviel Raum mir durch das Aufräumen geschenkt wurde: weniger Sachen – mehr Raum. Eigentlich ganz logisch und einfach.

Dabei hat das Ganze noch eine andere Ebene. Bei der Durchsicht kamen natürlich auch Erinnerungen, Fragen, Zweifel, sogar Sorgen und Ängste auf, die meinen Gedankenraum besetzen und einengen.

Als ich meine Mitschriften aus dem Studium in den Händen hatte, habe ich gestaunt, was ich alles einmal gelernt hatte – Dinge, die ich heute kaum noch verstehe. Was ist mir im Gedächtnis geblieben? Brauche ich vielleicht das alles doch noch einmal?

In die allermeisten Mitschriften und Studienartikel habe ich seit dreißig Jahren nicht mehr hineingeschaut – dann kann ich sie wohl getrost auch wegwerfen, ohne Verlustängste.

Als ich Fotos sah, wurden frühere Begegnungen lebendig. Was ist aus den vielen Menschen geworden, mit denen ich einmal engeren mal weiteren Kontakt hatte? Bin ich diesen Menschen gerecht geworden oder nicht? Manche Erinnerungen und Gedanken erfreuen nicht nur, sondern bedrücken bis heute, verstellen dann meinen Gedankenraum und frustrieren.

Als ich Unterlagen aus dem Nachlass meiner Eltern fand, musste ich natürlich an sie denken. Da waren Briefe, die ich ihnen als Student geschrieben hatte, in denen ich von meinen Erfahrungen im Kloster berichte und Fragen beantworte nach meiner Lebensentscheidung. Und umgekehrt entdeckte ich Geschichten von ihnen, die ich als Kind gar nicht so mitbekommen hatte. Und mein Bild von ihnen hat sich noch einmal verändert.

Aufräumen hat so gesehen immer auch etwas mit Einordnen zu tun: Vorstellungen, Erinnerungen, Erlebnisse werden anders, werden neu bewertet und dürfen sogar auch vergessen werden, damit sie meinen Gedankenraum nicht zu sehr belegen, sondern neue Freiräume ermöglichen. Denn Erinnerungen sind eben nicht nur schön, sondern können auch beengen und sogar beängstigen. Gerade dann, ist es gut, wenn der Raum noch einmal geweitet wird. So verstehe ich jedenfalls die Bitte aus einem Psalm, der im Kloster regelmäßig beim Abendgebet gebetet wird. Dieser Psalm hat mir jetzt in dieser Krise geholfen, aufzuräumen, um mehr Raum zu gewinnen, indem ich mich mit meinen einengenden Sorgen und verstellten Vorstellungen Gott überlasse. Da heißt es (Ps 4,2): „Wenn ich rufe, erhöre mich, Gott, du mein Retter! Du hast mir Raum geschaffen, als mir angst war. Sei mir gnädig und hör auf mein Flehen!“



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